Krähenfalke Dira  –  die das Falknerherz höher schlagen lässt!

28. Juni 2015

Nach nunmehr 38 Jahren, als ich als 15-jähriger Schüler erstmals durch eine Fernsehsendung "tele zoo" mit der Falknerei in Kontakt kam und sofort davon infiziert war, schreibe ich jetzt über einen von mir gezüchteten Falken aus dem Jahr 2013, dem ich den Namen DIRA gab.

 

Dieser Falke ist altvogelaufgezogen und ich begann mit 65 Tagen mit der Ausbildung. In meiner nun doch recht langen Falknerzeit habe schon sehr viele Falken aller Arten ausgebildet und geflogen. Von Anfang an faszinierten mich die Falken, obwohl ich zuerst einige Jahre Habichte flog und mein Beizwild Kaninchen und Hasen waren.

 

Seit 11 Jahren fliege ich aber nur noch Wanderfalken auf Rabenkrähen. Durch meine guten Kontakte zur Jägerschaft verfüge ich über eine beträchtliche Revieranzahl, die es erst ermöglicht, sehr erfolgreich auf Krähen zu beizen.

 

Meine Tochter Janin Kristin ist zwölf Jahre alt und ist wie ich von der Falknerei begeistert. Sie fährt fast immer mit zur Beize und unterstützt mich super. Wenn ich fahre, sieht sie oft die Krähen vor mir, so dass wir alles besser abstimmen können.

 

Nun aber zu diesem Falken:

 

Dieser Falke machte mir von Anfang an Probleme. Er war sehr scheu und stur. Über Wochen konnte ich ihn nicht alleine auf einem Reck halten. Er sprang unermüdlich ab und schwang sich nicht auf. Tägliches Tragen und Atzen auf der Faust, Verhauben ging gerade so. Abends stand sie auf dem Rundreck im Wohnzimmer und auch da war Dira immer angespannt. Ich spritzte sie immer nass, dadurch wurde sie doch merklich ruhiger.

 

Da dieses Verhalten auch nach fast drei Wochen nicht nachließ, war ich so genervt und sagte zu meiner Tochter: ,,Ich gebe diesen Falken ab.” Diese antwortete aber sofort: ,,Papa, du wirst sehen, die wird noch besser als deine geliebte Ayla“, mein bis dahin bester Beizfalke aus dem Jahr 2010. Und sie hatte Recht!

 

Die Wochen danach zeigten, dass dieser Jungfalke enormes Potenzial hatte. Das Beizjagd-Jahr 2013/14 beendete ich mit 69 gebeizten Krähen mit diesem Rotfalken, ich flog ja noch Ayla mit 33 Krähen.

 

Das Beizjagd-Jahr 2014/15 sollte für Janin und mich mein bestes Falknerjahr werden.

 

Dira mauserte sehr gut und war Ende August fertig. Mitte August begann ich, den Falken auf dem Federspiel zu atzen, um den Appell zu fördern. Am 1. September fuhren wir, meine Frau Jutta, Janin und ich, erstmals zur Beize. Wir machten eine kleine Runde und hatten dann den ersten Jagdflug mit Dira. Aus einer erhöhten Position zeigte ich dem Falken die in ca. 200 m entfernt im freien Feld sitzenden Krähen. Sofort flog Dira los und jagte den Pulk an. Die auffliegenden Krähen wurden sofort hart attackiert und Dira griff eine Krähe hoch in der Luft.

 

Falknersheil! Erster Flug, erste Krähe.   

 

Die nun bevorstehende Beizsaison war eröffnet. Wir fuhren fast täglich mit dem Falken zur Beize und machten fast immer nur einen Flug pro Tag. Der Falke wurde immer flugstärker und zeigte einen sehr guten Flugstil. Dira machte sowohl Freilandkrähen, als auch an der Deckung. Janin und ich kamen so gut wie immer mit Beute nach Hause. Es machte uns natürlich einen heiteren Spaß, diesen Falken immer wieder an Krähen zu bringen und ihn fliegen zu sehen.

 

Unsere Motivation lässt bei meiner Tochter und mir nicht nach, so dass wir fast täglich eine bis zwei Stunden im Auto verbringen, um Krähen zu suchen. Diese sind natürlich auf unsere beiden Fahrzeuge, die ich wöchentlich tausche und optisch etwas verändere, fixiert. Bedingt dadurch entstehen meistens sehr weitreichende und spektakuläre Flüge.

 

Durch meine Doppelmitgliedschaft (DFO-ODF) fahre ich natürlich zu sehr vielen Krähen-Beizjagden. Dort treffen wir, Janin und ich, viele Gleichgesinnte und freuen uns ungemein auf diese Tage. Wie auch am 31.10. bis 02.11.2014 in Hannover-Bothfeld bei der ODF-Tagung.

 

Bei herrlichem Herbstwetter und Temperaturen von bis zu 25 Grad ging es samstags in die Reviere um Neustadt-Basse und Scharrel. Mit dabei waren Dieter Schiele, Walter Heidler, Jens Uwe Müller und Thomas Kühn, alles Krähenfalkner.

 

An diesem Tage war Dira wieder gut drauf. Sie hatte drei tolle Flüge und beizte zwei Krähen. Mein zweiter Falke Ayla hatte einen Flug und beizte eine Krähe. Die Monate vergingen nun und Dira wurde immer erfolgreicher, bis am 30. Dezember eine starke Krähe Dira an der Schnabelwachshaut (Übergang Stirn) so stark verletzte, dass das Blut nur noch so aus dem Loch lief, so dass wir dachten, der Falke verblutet an Ort und Stelle. Sofort fuhren wir nach Hause.

 

Der Falke war auf der Fahrt sehr nervös und sprang hin und her. Das starke Bluten hörte aber dann doch sehr schnell auf, so dass ich doch ruhiger wurde. Dira stellte ich erstmal aufs Rundreck. Gegen Abend schwoll der Kopf leicht unförmig an. Ich machte mir große Sorgen und fuhr am nächsten Morgen zu meiner Tierärztin nach Mayen. Diese reinigte die Wunde und gab mir ein Breitbandantibiotikum, das ich sechs Tage verabreichen sollte. Alles verlief die nächsten Tage gut. Der Falke erholte sich schnell, so dass wir am 4. Januar 2015 bei Schnee wieder zur Beize fuhren. Gespannt waren meine Tochter und ich, ob Dira überhaupt wieder die schwarzen Gesellen anjagt.

 

Kurzum, der Falke griff wie immer beherzt an und machte auch sofort wieder Beute. Man sah richtig, wie der Falke wieder Lust hatte zum Jagen. Also ging es fast täglich wieder zur Beize und Dira erhöhte Ihre Strecke von Tag zu Tag. Dieses Beizjagd-Jahr verlief vom 1. September 2014 bis zum 20. Februar 2015 mit Ausnahme vom 30. Dezember super harmonisch. Wir hatten alles, was Falknerei so faszinierend für uns macht. Tolle spektakuläre Flüge, viel Beute, verbrachten einige Stunden mit Gleichgesinnten, hatten aber auch einige Minuten Stress beim Suchen.

 

Da ich sehr genau Tagebuch führe, kann ich über einen sehr langen Zeitraum die einzelnen Beizjagd-Jahre genau aufschlüsseln. Werte wie Gewicht des Falken, Wetter, Temperatur, Reviere, Gelände, Krähenvorkommen und gefahrene Tageskilometer gehören dazu. Es macht einige Arbeit, das gewissenhaft zuführen, aber man kann sehr viele Rückschlüsse daraus ziehen.

 

Mit diesem Falken macht Falknerei unheimlich Spaß. Heute ist Dira absolut ruhig, abgeklärt und immer top motiviert. Dieser Falke will jagen und gibt alles. Da Dira ja erst im zweiten Flug ist, hoffe ich doch sehr, noch einige Jahre mit ihr erfolgreich zu beizen, um Ihre Entwicklung weiter verfolgen zu können.

 

Für mich war das Beizjagd-Jahr 2014/15 das erfolgreichste meiner bisherigen Falknerzeit.

 

Ob ich das nochmal erreiche, weiß ich nicht, denn es gehört doch sehr viel Ausdauer, Erfahrung, ein Top-Falke und viel Glück dazu.

 

Strecke: 110 Krähen

Gefahrene Kilometer inklusive Reisen zu Beizjagden: 10.689 km

 

Jetzt, wo ich mit dem Bericht zu Ende bin, sind es nur noch ca. acht Wochen und die neue Saison beginnt.

 

Falknersheil!

 

Thomas Schneider

Schadeck, den 28. Juni 2015