Krähenbeizjagd mit Habicht und Wanderfalke

15. November 2015

Am 14.11.2015 waren mein Falknerfreund Thomas Schneider und ich mit unseren Familien bei einem lieben Jagdkollegen, der der Falknerei ebenfalls sehr zugetan ist und uns schon oft bei Beizjagden begleitet hat, auf dessen 50. Geburtstag eingeladen.

 

Thomas reiste am Samstag mit seiner Tochter Janin Kristin an und wir fuhren gemeinsam auf das runde Jubiläum. Da Thomas gute 160 km Strecke Anfahrt hat, war es klar, dass er und Janin bei uns übernachten werden. Diese Gelegenheit nahmen wir natürlich sofort zum Anlass, um am darauf folgenden Sonntag mit unseren Vögeln auf die Krähenbeize zu gehen.

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück brachen wir also mit seinem Wanderfalken Dira und meinem Habichtsterzel Pino auf, um den schwarzen Gesellen ein wenig nachzustellen. Das Wetter war zwar nicht besonders gut, denn es war sehr stürmisch, aber der Falke kam damit gut klar und für den Habichtsterzel war es eine gute Gelegenheit, sich ein wenig Übung im Umgang mit dem Sturm anzueignen.

 

Die ersten Flüge gehörten dem Terzel, denn es waren Paarkrähen, die ihm gute Chancen boten. Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass der Sturm Pino solche Schwierigkeiten bereiten würde. Kurz gesagt, er hatte innerhalb kurzer Zeit drei bis vier gute Chancen, konnte aber keine Krähe schlagen. Die Schwarzen brauchten nur die Flügel zu öffnen und schon waren sie in der Luft und einige Meter entfernt. Eine Krähe wurde Pino durch den Wind regelrecht entgegenkatapultiert und er hatte dadurch auch hier wieder das Nachsehen. Nach einem dieser Fehlflüge, nachdem ich Pino wieder eingeholt hatte, sahen wir auf einer nahe gelegenen Wiese einen riesigen Schwarm Krähen sitzen. Da diese jedoch sehr waldnah waren und auch etliche Dohlen unter ihnen standen, entschied sich Thomas, diese Gelegenheit zu ignorieren. Zudem war auch kein geeigneter Baum in der Nähe, in dessen Richtung man die Krähen hätte treiben können.

 

Aber ca. 30 Minuten später bekam Dira, das Wanderfalkenweib, seine zweite Chance. Ein Schwarm Krähen saß auf einem Acker, direkt am Ortsrand eines Dorfes. Wir mussten, um die Krähen in Richtung der Bäume im Feld und weg vom Ort zu bewegen, vom Dorf her auf den Acker zufahren. Direkt nach dem letzten Haus ließ Thomas Dira fliegen. Ich musste, um Thomas einen eventuellen Rückweg nicht zu versperren, wieder aus dem Ort fahren, um über einen kleinen Umweg auf den Acker mit den Krähen zu gelangen. In diesem Moment sah ich die Krähen bereits hochfliegen und ich erkannte deutlich den Wanderfalken unter ihnen. Der Falke drückte die Krähen auf eine nahe Baumgruppe, drehte ein paar Runden und flog weg.

 

Ich wunderte mich, warum Thomas nicht mit Vollgas folgte, wie es sonst seine Art ist. Also fuhr ich hinterher, um dem Falken eventuell Hilfestellung zu geben. Als wir bei der Baumgruppe waren, standen die Krähen alle noch im Baum, jedoch vom Falken war nichts mehr zu sehen. Thomas und Janin waren immer noch dort, wo Dira die Krähen angejagt hatte und machten keine Anstalten, nach ihrem Vogel zu sehen. Hatte Dira eventuell wieder - von mir unbemerkt - abgedreht und war zurückgeflogen zu Thomas?

 

Nach genauem Hinsehen konnten meine Frau und ich erkennen, dass Janin bereits fleißig fotografierte. Hatte Dira geschlagen? Wir fuhren sofort zu den beiden hinüber und tatsächlich: Dira stand auf einer Krähe und atzte. Was war passiert? In der Zeit, in der ich den kleinen Umweg machen musste, konnte ich nicht bemerken, dass Dira bereits einige Krähen vor einem kleinen Wäldchen festgemacht hatte und zum Erfolg gekommen war.

 

Ein sich in der Nähe befindlicher wilder Wanderfalke nahm die Gelegenheit war und jagte einen Teil der Krähen zu einer anderen Baumgruppe, was wiederum Thomas nicht bemerkt hatte, da er darauf fixiert war, Dira zu helfen. Als ich dem wilden Wanderfalken folgte, in der Annahme es sei Dira, muss dieser sich gestört gefühlt haben und ist davongeflogen. Thomas und Janin bekamen erstmals ein dickes Falknersheil und weiter ging‘s in die nächsten Reviere, denn der Habichtsterzel sollte auch noch eine Chance bekommen.

 

Wir fuhren jetzt in die Reviere um Schloss Adolphseck. Hier hatte Pino nochmal gute Chancen, aber der Sturm war immer noch so heftig, dass er trotz guter Jagdflüge nicht zum Erfolg kam.

 

Auch Dira bekam hier nochmal eine Chance, die sie leider nicht nutzten konnte. Es wurde nun schon langsam dunkel und wir entschieden uns, ein letztes Mal die Reviere zu wechseln.

 

Kaum waren wir im anderen Revier angekommen, bot sich eine gute Gelegenheit für Pino. Offenbar hatte er aus den letzten Übungsflügen im Sturm gelernt, denn er ließ dieses Mal der Krähe keine Chance und schlug sie kompromisslos, so wie man es von einem Habicht kennt.

 

Nun hatten beide Beizvögel eine Krähe geschlagen und wir machten uns bestens gelaunt über den schönen, aber anstrengenden Beiztag, auf den Heimweg.

 

Bevor wir allerdings außerhalb der Reviere waren, fanden wir auf einem Acker noch einen weiteren Krähenschwarm. Thomas wollte Dira nochmal jagen lassen, sie aber war anderer Meinung, ignorierte die Krähen und flog weg. Er konnte sie aber relativ schnell orten. Sie saß auf einem Acker. Als sich Thomas näherte, kam sie sofort zu ihrem Falkner auf die Faust. Jetzt wurde es aber Zeit, den heutigen Beiztag zu beenden.

 

Familie Schneider wollte sich nämlich in absehbarer Zeit einen Jagdhund anschaffen und die beiden hatten noch einen Termin bei einem hiesigen Züchter des Kleinen Münsterländer Vorstehhundes. Also fuhren meine Frau und ich nach Hause und Thomas und Janin zu dem Züchter, der in entgegengesetzter Richtung unseres Wohnortes lag.

 

Nachdem die beiden nach ca. 1,5 Stunden wieder zurück waren, gab‘s erstmal eine heiße Gemüsesuppe, denn außer dem Frühstück war heute keine Zeit für Essen. Danach fuhren sie wieder zurück nach Limburg, denn Thomas‘ Frau Jutta wartete schon, sie konnte nämlich dieses Wochenende bedauerlicherweise nicht mitkommen - schade!

 

Alexander Schäfer

ODF Hessen