Von Krähen, Elstern und Nilgänsen

07. Januar 2018

Am 07.01.2018 trafen wir uns mit unseren Kurzschwingengreifen bei Orlik Frank in Selters zur Krähenjagd. Da in Hessen die Jagdzeit auf Rabenkrähen und Elstern bereits am 31.12. endet, war dies eine willkommene Gelegenheit, unsere Vögel in Nordrhein-Westfalen noch einmal jagdlich einzusetzen, vor der Jagdpause.

 

Am Start waren Alexander Schäfer mit seinem Habichtterzel „Pino“, Orlik Frank mit seinem Harris-Terzel „Ciddy“ und seiner Harris-Dame „Kira“ sowie Frank Kasolevsi und Monika Klaus mit Rotharris-Terzel „Bran“.

 

Nach einem heißen Kaffee und selbstgebackenem Kuchen von Orlik ging es bester Laune bei trockenem und leicht windigen Wetter los. Der Vorteil einer kleinen Truppe ist, dass alle zusammen in ein Auto passen und wir als Jagdgesellschaft nicht so auffällig sind. Da Orlik mit seinen 197 cm unser „größtes Problem“ war, bot er sich als Fahrer an und hatte damit auch in der Limousine von Alexander, der sein Auto für den Tag zur Verfügung stellte, ausreichend Platz.

 

Wir wählten hier auch bewusst nicht das Auto von Orlik, da die ortsansässigen Krähen sein Auto natürlich mittlerweile bestens kennen. Das hat zur Folge, dass sie gelernt haben, welches Auto für sie besonders gefährlich ist und sich beim Anblick des Fahrzeuges schnell in Sicherheit bringen und so eine erfolgreiche Bejagung immer schwieriger wird.

 

Der Habichtsterzel „Pino“ von Alexander eröffnete die Krähenjagd. Schon nach kurzer Suchfahrt bot sich die erste Gelegenheit. Alexander ließ seinen Pino aus dem Auto, der die angepeilte Krähe sofort scharf anjagte. Nach einem kurzen Spurt konnte er sie auf dem Boden binden und beide kamen hinter einem kleinen Straßenhügel außer Sicht. Die Freude im Auto war schon groß, als die Krähe jedoch wieder frei kam und Pino mit leeren Fängen enttäuscht auf der Wiese zurückblieb.

 

Wieso ihm die Krähe ausgekommen ist, konnte keiner von uns sagen. Vielleicht hat er nur die Federn der Schwingen zu fassen bekommen und konnte nicht schnell genug nachgreifen oder die Krähe konnte sich geschickt rauswinden – hier gibt es viele Möglichkeiten.

 

Die nächste Möglichkeit für Pino ließ nicht lange auf sich warten und er konnte einen weiteren Jagdflug auf ein Krähenpaar auf einem Acker starten. Die Krähen entdeckten Pino jedoch recht schnell und stiegen vom Boden auf. Hier konnte man sehr schön sehen, wie schnell ein Habicht im Jagdflug werden kann, denn er holte die flüchtende Krähe ein, konnte sie in der Luft jedoch nicht greifen und flog die nächste Deckung an. Alexander holte Pino wieder ein und weiter ging die Fahrt.

 

Diesmal mussten wir schon etwas länger suchen, um eine gute Gelegenheit zu finden. Krähen gab es zwar reichlich und wir hatten viel Anblick, jedoch hielten sie sich in zu weiter Entfernung zur Straße auf.

 

Wir fuhren an einer Wiese vorbei, wo einige Krähen zusammen mit Elstern auf Futtersuche waren. Zuerst mussten wir jedoch drehen, da die Krähen auf der Fahrerseite auf der Wiese standen. Den nächsten Feldweg außer Sichtweite der Krähen angepeilt, Auto drehen und zurück zur Jagdgelegenheit. Pino jagte wieder scharf an, entschied sich anstatt für die angepeilte Krähe jedoch für die näher stehende Elster. Er gab sein Bestes konnte den kleinen Turbo jedoch nicht fangen und wurde von der Elster ausgeflogen.

 

Danach entschloss Alexander sich dazu, seinem Habicht eine kleine Verschnaufpause zu gönnen und wir fuhren zurück zum Ausgangspunkt, um den Harris-Terzel von Monika und Frank zu holen, der „geparkt“ in seiner Transportbox auf seinen Einsatz wartete. Monika nahm mit Bran auf dem Beifahrersitz Platz und Orlik packte seine Harris-Dame in die Transportbox im Kofferraum, da wir am Morgen auch einige Nilgänse gesehen hatten.

 

Auch Bran boten sich gleich zu Beginn zwei Gelegenheiten. Jedoch standen die Krähen recht weit und bemerkten den Harris unmittelbar nachdem er aus dem Auto anjagte und er konnte sie nicht mehr einholen. Dann fanden wir eine wirklich gute Gelegenheit auf einer Wiesenfläche in Ortsnähe. Hier standen bestimmt 30 Krähen in sehr guter Entfernung, jedoch wiederum auf der linken Seite. Orlik lenkte den Wagen daher an den Krähen vorbei, die völlig ahnungslos blieben und drehte außer Sichtweite der Krähen. Gerade als wir die Krähen anfahren wollten, wurden wir durch ein Auto gestoppt, dass uns auf dem Weg entgegenkam und direkt vor uns auf der Straße hielt.

 

Es stieg ein uniformierter Polizist aus. Er wies uns auf die Gefahren des Vogels im vorderen Bereich des Fahrzeuges hin, da er gesehen hatte, dass Bran hin und wieder flattert. Wir reagierten freundlich höflich und boten an, den Vogel mit auf die Rückbank zu nehmen. Orlik kam recht schnell mit dem Polizisten ins Gespräch und erklärte ihm, was wir machen. Es stellte sich schnell heraus, dass der Polizist ein Jäger aus einem Nachbarrevier war und auf das Auto von Alexander durch das fremden Kennzeichen aufmerksam geworden war. Hier zeigt sich mal wieder, dass man überall wahrgenommen wird, auch im Feld in Selters 🙂

 

Schnell entstand ein nettes Gespräch zwischen Orlik und dem Polizisten. Die tolle Krähengelegenheit hatte sich mittlerweile aufgelöst und nur noch einige Krähen saßen auf den Wiesen, jedoch in zu weiter Entfernung. Da der Polizist jedoch gerne einmal unsere Jagd sehen wollte, fuhren wir auf dem gut einsehbaren geteerten Feldweg die Krähen trotzdem an und Monika ließ ihren Bran fliegen. Er versuchte auch sein Bestes aber es war schon im Vorhinein klar, dass er sie nicht schlagen konnte. Egal, das ist Öffentlichkeitsarbeit! Der Polizist war begeistert und verabschiedete sich dann bald sehr nett von uns und wir konnten, mit dem Vogel auf dem Beifahrersitz, unsere Jagd fortsetzen 🙂

 

Da es mittlerweile auf die Mittagszeit zuging, merkte man schon, dass nicht mehr ganz so viele Krähen unterwegs waren. Orlik hatte während der Fahrt zwei Nilgänse gesehen, die er mit seinem Harris-Weib gerne bejagen wollte. Wir tauschten also kurz die Besetzung, Bran in die Box, Orlik und Kira auf den Beifahrersitz und so fuhren wir zu der Stelle, an der Orlik die Nilgänse gesehen hatte. Tatsächlich standen sie auch noch auf einer Wiese in Ortsnähe, die durch einen kleinen Bach getrennt wurde. Wir fuhren die Gänse, die in ca. 40 Meter Entfernung standen, an und Orlik ließ seine Kira fliegen. Zuerst dachten wir, sie jagt die Gänse nicht an, da sie einen kleinen Bogen über den Gänsen drehte und dann hinabstürzte und eine ergriff. Da Nilgänse sehr wehrhaft und stark sind, hat der Vogel erst die beste Möglichkeit ausgelotet, die Gans zu greifen, denn wir konnten sehen, dass Kira direkt den Kopf mit Hals in den Fängen hatte.

 

Orlik spurtete los, aber der vermeintlich kleine Bach entpuppte sich nach den tagelangen Regenfällen als ein zwei Meter breiter, tiefer Strom, der nicht mehr übersprungen werden konnte. Orlik musste daher erst einen Umweg über eine Brücke nehmen. Wir anderen standen am Fluss und fieberten mit Kira, die weiter tapfer die sich stark wehrende Gans band. Er war fast heran, als Kira die Kraft ausging und sich die Gans befreien konnte. Gans, Kira und Orlik standen nun alle auf der Wiese und waren völlig außer Puste.

 

Orlik auf der einen, Frank, Monika und Alexander auf der anderen Flussseite. Die Gans war doch recht flott unterwegs und flüchtete in den Bach, entwischte daraus über die Wiese und startete auch gleich in die Luft. Wahrscheinlich hatte sie doch nicht so viel abbekommen und wir wünschten ihr alles Gute.

 

Orlik sammelte seine Kira ein, die sich mittlerweile etwas erholt hatte. Sie saß noch auf der Wiese, völlig von dem nassen Untergrund aufgeweicht und erschöpft, aber unverletzt. Wir zollten ihr alle unseren Respekt, da sie die Gans wirklich lange gebunden hatte und Orlik stellte sie in die Transportbox zum Trocknen und Bran war wieder an der Reihe.

 

Nach einiger Suchfahrt bot sich die nächste Gelegenheit auf ein Krähenpaar. Bran kam gut aus dem Auto und jagte an. Die Krähen bemerkten ihn wieder recht schnell und starteten in die Luft. Bran konnte sie jedoch einholen und schnitt der angepeilten Krähe den Weg ab.

 

Leider konnte sie sich durch ein geschicktes Flugmanöver in Sicherheit bringen. Für unsere Vögel ist es schwer, im Flug die Krähen zu fangen, da diese wirkliche Flugkünstler sind – aber es ist nicht unmöglich.

 

Da es nun schon auf 14:00 Uhr zuging, entschlossen wir uns zu einem kurzen Imbiss bei Orlik, der für uns warme Fleischwurst vorbereitet hatte. Auf dem Weg zum Haus fuhr Orlik nur noch einen kleinen Umweg, da er da Krähen vermutete und tatsächlich saßen auf einer Wiese nach der nächsten Ortschaft wieder Krähen in sehr guter Entfernung. Monika ließ Bran fliegen und er konnte nach kurzem Flug die Krähe sicher am Boden binden. Durch die verkürzte Jagdzeit in Hessen war dies Bran letzter Einsatz. Orlik und Alexander fuhren, um keine Jagdzeit zu vergeuden, die Fleischwurst holen und Frank und Monika blieben bei ihrem Bran, der sich nun vollatzen durfte. Die Fleischwurst war lecker und heiß und wärmte uns etwas auf, da wir alle doch schon recht durchgefroren waren.

 

Nun war der Habicht von Alexander wieder an der Reihe. Wir fuhren noch über eine Stunde durch Orliks Reviere, aber es war wie verhext, wir fanden keine Krähen mehr. Mittlerweile war es schon nach 16:00 Uhr und wir mussten einsehen, dass der Jagdtag vorüber war.

 

Leider konnten wir nur eine gefangene Krähe vorweisen, aber darauf kommt es ja nicht an. Gerade für Krähenfalkner, die noch meist allein jagen, ist so eine kleine Gemeinschaftsjagd ein echter Gewinn! Zu sehen, wie andere Falkner jagen, welche Krähen angejagt werden, wie die anderen Vögel fliegen und vielleicht den einen oder anderen Tipp oder Denkanstoß mit nach Hause zu nehmen, war schon alle Mühen wert.

 

Insgesamt haben wir auf den Suchfahrten durch die Reviere um die 200 km Wegstrecke zurückgelegt, was für die Jagddauer eines ganzen Tages als normal angesehen werden kann. Krähenjagd ist eine kilometerintensive Jagdart!

 

Schön war für mich persönlich zu sehen, dass es keinen großen Unterschied in der Jagdleistung zwischen Harris und Habicht gibt, wo ja oft das Gegenteil behauptet wird. Es kommt hierbei viel mehr auf die Jagdpassion des einzelnen Vogels, als auf die Art an. Daher war es für mich heute daher besonders schön, einen guten Habicht auf der Krähenjagd erleben zu dürfen. Ich bin selbst auch ein großer Habichtfan. Da Frank und ich am Harris aber die größere persönliche Bindung an den Falkner und seinen Familiensinn sehr schätzen, werden wir auch weiterhin bei unseren Harris-Terzeln bleiben.

 

Zum Abschluss des Tages lud uns Orlik zu sich nach Hause zum Essen ein. Er hatte für uns ein Abendessen vorbereitet und bewirtete uns wirklich fürstlich!

 

Vielen vielen Dank dafür und für den tollen Jagdtag mit sehr guten Freunden! Wir werden uns in der nächsten Saison revanchieren!

 

Falknersheil

 

Monika Klaus

Komturei Hessen