Unsere 6-jährige Uhu Dame brütet nun schon seit einigen Jahren. Jedes Jahr legt sie drei Eier und müht sich wochenlang mit Brüten ab, um am Ende dann enttäuscht aufzugeben (wir haben ja keinen Terzel). Da uns das in der Seele brennt, versuchen wir schon seit einigen Jahren sie als Amme einzusetzen.
Im letzten Jahr hatten wir das Glück von Dr. Dominik Fischer, der damals noch als Tierarzt in der Vet. Med. Tierklinik Gießen tätig war, einen jungen Waldkauz-Findling zur Ammenaufzucht zu bekommen. Das lief die ersten Tage recht gut, jedoch hatte ich das Gefühl, dass keine Bindung zwischen meiner Uhu-Dame und dem Waldkauz entstand. Vielleicht war er schon zu groß. Mein Uhu huderte bald nicht mehr und gefüttert hat sie gar nicht. Schließlich gaben wir den Waldkauz zur Vorbereitung auf die Auswilderung zum Informationszentrum Stadtwaldhaus & Fasanerie nach Frankfurt.
In diesem Jahr haben wir zwei Uhu-Küken von Berthold Geis (Züchter Lutz Rochelmeyer) zur Ammenaufzucht übernehmen können, was uns sehr gefreut hat. Am 24.04.2021 holten wir die beiden ab. Das kleine Küken war nur wenige Tage alt, das Größere ungefähr eine Woche älter.
Unsere Uhu Dame ist von uns per Hand aufgezogen worden und hat mich vollständig als Partner akzeptiert. Wo andere, neugierige Familienmitglieder sofort aus und von der Voliere vertrieben werden, kann ich mir alle Freiheiten erlauben und bin hautnah dabei. Das hat bei unserer Ammenaufzucht natürlich den Vorteil, dass die Uhus doppelt geprägt werden. Sogenanntes Social Imprint. Für uns ist es das Beste aus beiden Aufzuchtsformen. Zum einen sind die Jungtiere auf die eigene Art geprägt, sind aber so locke wie Handaufzuchten, da ich ständig dabei und vom Altvogel vollständig akzeptiert bin.
Interessant ist, dass der Terzel bei der Aufzucht wohl eine sehr große Rolle spielt. Schon während der Brutzeit steht unsere Dame ausschließlich zum Schmelzen auf! Das bedeutet, dass ich ihr das Futter bringen muss und sie teilweise sogar füttere. In der von unserem Uhu gewählt Brutecke ist Sand als Bodenbelag. Daher habe ich in den letzten Jahren angefangen, die Atzung auf einem Plastikteller , schön in Häppchen geschnitten, anzubieten, damit nicht alles mit Sand „paniert“ wird. Das funktioniert sehr gut.
Bei der Zusammenführung der Drei habe ich zwei von den drei gelegten Eiern in der Brutecke belassen und nur die Küken unter das Gefieder von unserem Altvogel geschoben. Natürlich war unsere Dame erst einmal überrascht, hat aber dann sofort angefangen zu Hudern. In den nächsten zwei Tagen habe ich dann jeweils ein weiteres Ei entfernt. Jetzt musst unser Altvogel noch das Füttern lernen. Um das zu erreichen, habe ich in den ersten Tagen einen großen Teil reines Muskelfleisch in sehr kleine Stückchen zerteilt und zum Verfüttern angeboten. Damit die Kleinen genug Mineralstoffe erhalten, habe ich Korvimin als Zusatz über die Atzung gestreut.
Die erste Woche musste ich noch große Unterstützung bei der Fütterung leisten, da die Koordination noch nicht wirklich funktioniert hat (lach). Aber nach und nach wurde es immer besser. Oft habe ich unserem Altvogel die Atzung gereicht und sie hat sie an die Küken weiter verfüttert. Am Anfang habe ich dreimal täglich bei der Fütterung geholfen. Im Laufe der Zeit musste ich immer weniger Unterstützung leisten und nach ca. 3 Wochen hat sie es alleine geschafft. Den Kleinen konnte man beim Wachsen zusehen! Die höchste Gewichtszunahme war bei dem älteren Junguhu 95 Gramm und bei dem Kleineren 65 Gramm pro Tag!
Mein Mann und ich spielten schon einige Zeit mit dem Gedanken, noch einen Terzel zu unserer Dame dazu zu stellen. Da sich dies aber in manchen Fällen als sehr schwierig herausstellt (ein befreundeter Uhu-Halter hat an sein Weib schon zwei Terzel verloren), überlegten wir, ob wir einfach ein Küken behalten. Als es an der Zeit war die Junguhus zu beringen, entschieden wir das kleinere von beiden Küken erst einmal zu behalten. Wir hatten bei ihm die Hoffnung, dass es sich um einen Terzel handelt. Der zweite Junguhu ging zurück zu Berthold. Um über das Geschlecht Gewissheit zu bekommen, haben wir eine Federprobe ins Labor eingeschickt und das Ergebnis hatten wir dann zwei Tage später: „It‘s a Boy“.
Es ist toll zu sehen, wie sich der kleine „Forrest“ entwickelt. Heute, am 01.07.2021 kann Forrest fliegen und jeden Sitzplatz in der Voliere selbständig erreichen. Er ist noch lange nicht „trocken“ und sieht noch wie ein kleiner Wattebausch aus. Er ist super frech und unsere Dame hat ihren Schaff mit dem kleinen Terrorist.
Das Verhältnis der beiden untereinander ist sehr herzlich. Forrest bettelt immer noch unseren Altvogel an und wird weiterhin gefüttert, obwohl er sich seine Atzung leicht selbst holen könnte. Wir haben einiges an Spielsachen (verschiedene Bälle, Hundespielzeug) in der Voliere, womit er sich sehr gerne beschäftigt und Jagen und Greifen übt. In den nächsten Tagen wollen wir mit dem „Abtragen“ beginnen und ihn mit nach draußen nehmen.
Wir hoffen, dass sich die Zwei weiterhin so gut vertragen und unsere Dame jetzt einen „echten“ Partner hat und vielleicht haben wir in den nächsten Jahren dann eigenen Nachwuchs.
Monika Klaus
ODF Hessen