Schleiereulen - Artenschutz durch Falkner

16. April 2019

Viele Falkner unterstützen seit Jahrzehnten aktiv den Artenschutz von Greifvögeln und Eulen. In den letzten 10 Jahren wurden alleine in Hessen über 1.000 verunfallte Greifvögel und Eulen auf eigene Kosten fachgerecht versorgt und falknerisch betreut, bevor sie in die Freiheit entlassen werden können. Das praktische Wissen zu Haltung und Umgang mit Greifvögeln und Eulen unterstützt, neben der Schaffung von Lebensraum und Nachzucht, den Artenschutz dieser faszinierenden Vögel. Falkner haben sich durch die lange vorhergehende Ausbildungszeit im praktischen Umgang mit dieser Materie und die dann abgelegten staatlichen Jäger- und die dann folgende Falknerprüfung für diese Aufgabe gut vorbereitet und sind bei Bedarf gerne ihre Ansprechperson in diesen Fällen.

 

Da die beiden hessischen Falknerverbände des Deutschen Falkenordens (DFO) und des Orden Deutscher Falkoniere (ODF) sehr gut zusammenarbeiten, beschlossen sie nun in einer gemeinsamen Aktion, 26 Nistkästen für Schleiereulen auf ihre Kosten (ca. 2.000 €) anfertigen zu lassen. Diese werden im Laufe des Jahres 2019 in geeigneten Scheunen, Ställen, Dachgiebeln und Kirchtürmen in Hessen aufgestellt, um dem Artenschutz von Eulen und Greifvögeln (manchmal ziehen hier auch Turmfalken ein) zu fördern.

 

Motiviert und angeregt von in den 80iger Jahren schon mal so einer durchgeführten Aktion durch hessische Falkner des ODFs, unter der Federführung von Bernhard Jurczyga, wurde das damalige Projekt und Bernhards Vorschlag neu aufgelegt und die Produktion der Schleiereulenkästen an die „Oberurseler Werkstätten für Behinderte“ übertragen. Der Bau verlief in den Werkstätten zügig und stellte die beiden Falknerverbände nun vor eine logistische Herausforderung, da die Falkner über ganz Hessen verteilt sind. Die Größe der Kästen brachte zudem manche Transportoption an ihre Grenze. So wurden die letzten, noch nicht fertig gestellten Bausätze in einer um ca. die Hälfte verringerten Größe von Berthold Geis (DFO/ODF Hessen) mit der Handkreissäge auseinander geschnitten und dann zusammen geschraubt, um diese durch ihr verringertes Gewicht einfacher anzubringen. Diese Größe (L 60cm x B 50cm x H 50cm) ist auch völlig ausreichend. Es fanden sich auf Anfrage sofort Bauern, Jagdpächter und Interessenten, die die Aktion der Falkner mit einem Aufhängeplatz unterstützen wollen. Mit einigem Aufwand werden in den kommenden Wochen diese Kästen ihren neuen Platz finden und damit bereits im Frühsommer oder in 2020 Schleiereulen neue Brutplätze bieten. Die Montage dieser Kästen wird in einer Höhe von ca. 6-8 Metern oder höher erfolgen. Susanne Minneker (DFO/ODF Hessen) hat hier dankenswerterweise die Koordination und Leitung für den Bau, die Verteilung an die einzelnen Falkner und die Dokumentation über die Schleiereulenkästen übernommen.

 

DFO und ODF Hessen sprechen ihr großes Dankeschön an alle aus, die unser Projekt mit einem Platz zur Aufhängung sowie die Montage unterstützen. Stellvertretend hier am Bildbeispiel, die Landwirte Christian und Christof Heun in Niederbrechen, Daniel Weber in Weyer, Bernd Späth in Oberweyer und Armin Geis als Privatperson in Elz.

 

Die Schleiereule ist von der Landwirtschaft und als Kulturfolger, von geeigneten Nistplätzen in Gebäuden und Scheunen abhängig. Sie ernährt sich von lebenden Kleinsäugern, insbesondere von Mäusen, die sie auf Feldern und in Scheunen findet. Leider werden Schleiereulen auf Grund mangelnden Brutplatzangebots und vielfältiger Gefahren (Scheiben, Stacheldraht, Autoverkehr) immer seltener. Nistkästen unterstützen Schleiereulen zumindest einen ungestörten Ruhe- und Brutplatz zu finden.

 

Die Falknerei wurde von der UNESCO im Dezember 2016 auch in Deutschland in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Falkner fühlen sich diesem Erbe verpflichtet, indem sie sich für den Schutz und die Pflege der faszinierenden Eulen und Greifvögel ehrenamtlich und auch mit erheblichen finanziellen Mitteln einsetzen.

 

Susanne Minneker und Berthold Geis