Landesbeizjagd

08. Dezember 2018

Zur Landesbeize unserer Komturei Hessen wurden wir von Kati und Alex Junker in ihr Revier eingeladen. Angereist sind etwa 30 Mitglieder unserer Komturei, darunter Beizjäger, interessierte Jungfalkner, Freunde oder Familie. Auch Edith und Ulli Voell, über deren Teilnahme wir uns sehr gefreut haben, nahmen als Zuschauer teil. So waren wir doch insgesamt eine sehr schöne gemischte Gruppe. Ich hoffe, dass mir niemand böse ist, wenn ich im Folgenden nur die Beizjäger namentlich erwähne, da es ansonsten einfach zu viel wäre, jeden Teilnehmer einzeln hier aufzuführen.

 

Zum Beizen waren folgende Vögel gemeldet:

Alex und Kati Habichtsweib und Habichtsterzel, Stefan Harris-Weib, Kerstin Harris-Terzel, Bernd und Vroni Harris-Weib und Harris-Terzel, Luisa Harris-Weib, Tina und Berthold Harris-Weib und Harris-Terzel, Orlik Harris-Weib und Harris-Terzel, Milena Habichtsterzel und ich mit meinem diesjährigen Rotschwanzweib.

 

Nach der morgendlichen Besprechung und Einteilung der Gruppen teilten Berthold und Alex uns dann mit, dass diese wie folgt aussehen werden:

Stefan, Kerstin, Bernd und Vroni, Alex, ich und die dazu gehörigen Frettchenführer werden das Ufer der Sieg bejagen - während Luisa, Milena, Susanne, Michael, Tina und Berthold die Hänge und Hecken durchgehen. Orlik und Kati hingegen gingen mit Ihren Vögeln auf Krähen- und Nilgans-Beize, fernab unseres Jagdgeschehens.

 

Auch hier werde ich die folgenden Erlebnisse überwiegend aus meiner eigenen Sicht schildern, daher wird es mir schwerfallen, von den Flügen aus Bertholds Gruppe zu berichten. Ich werde mein Möglichstes tun, um jedem Leser trotzdem einen Gesamtüberblick über unsere Beize zu vermitteln.

 

Nachdem wir mit unseren Gruppen loszogen, kamen wir relativ schnell zum Stillstand, da wir in einem der ersten Baue bereits einen „Hänger“, also ein feststeckendes Frettchen hatten. Also beschloss Alex, dass wir zu zweit weiterziehen, während Stefan, Kerstin, Bernd und Vroni den Bau abstellten.

 

Da unsere beiden Vögel sowieso nur einzeln fliegen konnten, sprachen wir uns zunächst klar ab. Alex konnte mit seinem Habicht direkt die erste Chance nutzen und kam als der Erste am Tag zu seinem Erfolg. Nun stellte sich für mich die Frage aller Fragen: Wird mein Rotschwanz ernst machen und anjagen? Keine 2 Minuten später kam die Antwort: Ein erlösendes JA!

 

Zwar konnte diese und auch die nächsten beiden Chancen nicht genutzt werden, aber der Vogel jagte alle drei Kaninchen bis zum Schluss an und machte Ernst. Nun waren auch die übrigen Falkner unserer Gruppe wieder zu uns gestoßen. Da jeder von uns bereits ein paar Flüge hatte, überließen Alex und ich den anderen Falknern den Vortritt. Kerstins Leo hatte eine schöne Chance, konnte das Kanin aber leider nicht binden. An dieser Stelle sei einmal erwähnt, dass der heutige teilweise starke Wind und Regen es den Vögeln auch nicht leicht machte. Dies zeigte sich schon kurz darauf, als Stefans Harris über den Fluss getrieben wurde und erst einmal wieder eingeholt werden musste.

 

Alex entschied nun sein Habichtsweib vorübergehend abzustellen und mit Kati und Orlik weiter auf Krähenbeize zu fahren. Ich hingegen wollte in der Zwischenzeit einmal nachsehen, wie es bei Bertholds Gruppe aussah. Sowohl Tina, Luisa und auch Michael kamen bereits zum Beizerfolg. Da Luisa ihrem Harris einen vollen Kropf gönnte, war für diesen die Beize heute erfolgreich beendet. An dieser Stelle schon mal ein ganz herzliches Falknersheil.

 

In der Mittagspause, die bei uns ja schon fast Traditionsstatus erreicht hat, versammelten wir uns alle zu Würstchen, Kaffee, Getränken, Kuchen und allerlei Stärkungen. Bei diesem schönen Zusammensein konnten wir einmal alle bisherigen Erlebnisse untereinander austauschen und unsere gemeinsame Leidenschaft, die uns doch alle so miteinander verbindet, teilen.

 

Ich unterhielt mich in der Zwischenzeit mit Kati, die Ihren Habichtsterzel nach seinem ersten Doppelerfolg auf Krähen ebenfalls aufatzen ließ. Auch hier liebe Kati, ganz viel Falknersheil. Nach der Pause entschieden wir, dass wir die Gruppeneinteilung ein wenig ändern. Während die übrigen Harris-Falkner, soweit sie ihre Vögel noch nicht aufgeatzt hatten, nun in einer Gruppe zusammen beizten, fuhren Kathi, Milena und ich zu einer anderen Stelle, um Milenas Habicht und meinen Rotschwanz noch zu ein paar Jagdflügen zu bringen.

 

Ich möchte hier einfach einmal erwähnen, dass es mir sehr, sehr viel Spaß gemacht hat diesen zweiten Teil der Landesbeize mit Menschen zu verbringen, die mir falknerisch und menschlich sehr am Herzen liegen. Und auch die Absprache hat bestens funktioniert. Der kleine Münsterländer „Teufel“ von Kati zeigte die befahrenen Bauten gut an, wodurch sich unnötiges Warten vermeiden ließ. Den ersten Flug machte mein Rotschwanz. Sie zeigte einen schönen Flug um einen Baum herum, konnte das Kanin aber wieder nicht fassen. Die nächste Chance sollte Milenas Habicht bekommen. Und er nutze seine Chance fabelhaft. Ein kurzer schneller Antritt und das Kanin wurde gebunden. Auch an dich Milena: Von ganzem Herzen Falknersheil.

 

Nun kam das, wovor ich schon öfters gewarnt wurde. Mein Vogel war sauer geflogen. Zwei 100%ige Chancen, zweimal keine Reaktion. Hierfür sei einmal gesagt, dass es keine Ausrede dafür geben darf, die rechtfertigen würde, weshalb diese zwei Chancen erst gar nicht genutzt wurden. Dank Katis Hilfe konnten wir meinen Vogel jedoch nochmal dazu kriegen, ernsthaft an zu jagen. Und mit ihrem sechsten Jagdflug heute schaffte es mein Rotschwanzweib auch tatsächlich, ihr erstes Kanin zu binden. Nicht nur für sie, sondern auch für mich war es der allererste Erfolg auf einer Beize. Jetzt hatte sie sich endlich ihren Namen verdient. Ich habe ihr den Namen gegeben, den ich schon so lange im Kopf hatte, aber ja noch niemandem verraten durfte: „Jura“.

 

In diesem Moment war ich so überglücklich, dass ich Kati einfach in den Arm nehmen und einmal alles ablassen musste, was mir auf der Seele lag. Nachdem ich „Jura“ aufgeatzt hatte, wie es sich nach dem ersten Fang gehört, fuhren wir allesamt zurück zu den Anderen, um die Strecke des Tages zu legen. Auch Orlik konnte mit seinen Vögeln zum Erfolg kommen und eine Nilgans beizen. Lieber Orlik: Viel Falknersheil, für diese großartige Leistung.

 

Beim traditionellen Streckelegen überreichte Berthold an Kati und Alex als unser Gast-Geschenk eine Adlerbrente als Dankeschön für ihre Einladung und alles was sie für den hessischen Orden leisten. Die Beizjagd ließen wir anschließend zusammen bei einem schönen Abendessen in einem zuvor von Alex ausgemachtem Lokal ausklingen. Während dieses feierlichen Anlasses ergriff Berthold die Gelegenheit, nochmals ein paar abschließende Worte an alle zu richten und Kati und Alex für die Einladung zu danken.

 

Auch Alex ergriff als unser Gastgeber noch einmal das Wort. Zum Einen bekam Berthold für seine wirklich herausragende Arbeit als unser Komtur einen selbstgemachten Kräuterschnaps namens „Gekehrter Hof“ überreicht. Zum Anderen wurde der Jagdkönig des heutigen Tages gekürt. Beide entschieden, dass diese Ehre mir zuteilwerden sollte. Auch wenn ich persönlich eigentlich nicht gerne im Mittelpunkt stehe, war ich natürlich überglücklich und wirklich stolz auf diese Auszeichnung. Ich werde diese und den dazugehörigen Kräuterschnaps von Alex definitiv in Ehren und in meiner Erinnerung behalten. Anschließend ließen wir den Abend entspannt bei ein paar Unterhaltungen ausklingen.

 

Zum Abschluss möchte ich zunächst jedem Falkner noch einmal viel Falknersheil wünschen und Susanne für die tollen Fotos danken. Es war eine schöne Beize und ich denke, jeder Teilnehmer hat seine Freude gehabt, daran teilgenommen zu haben. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich wirklich aus tiefstem Herzen bei Alex und Kati zu bedanken. Nicht nur für die Auszeichnung, sondern für alles, was ihr für den Orden und auch insbesondere für mich tut. Ohne euch stünde ich nicht an dem Punkt, an dem „Jura“ und ich heute sind und ich hoffe, wir werden gemeinsam noch sehr viel weiter kommen.

 

Und zu Allerletzt: Danke „Jura“. Einen besseren Beizvogel könnte ich mir nicht wünschen. Du hast dir diesen Erfolg verdient!

 

Mit den besten Wünschen und Grüßen an alle Leser,

 

Steven Aßmann

ODF Komturei Hessen