Beizjagd auf Kaninchen

Ein typischer Ablauf einer Beizjagd auf Wildkaninchen wird im nachfolgendem Text kurz beschrieben. Aber jede Beizjagd ist anders und nicht immer läuft alles ideal und ist von Jagderfolg gekrönt - aber genau diese Spannung macht den Reiz der Jagdart aus! Auf "Details" wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit bewusst verzichtet.


Für die Beizjagd auf Wildkaninchen (etwa 1,2-2,5 kg) braucht man zwingend mindestens zwei Dinge:

  • einen geeigneten Beizvogel
    Da Kaninchen eine gewisse Größe und Gewicht haben, wären hier ein Sperber (zu klein) oder Wanderfalke (schlägt nur Flugwild) denkbar ungeeignet. Es werden daher für diese Beizjagdart meist die "größeren" Habichtartigen wie z. B. Habicht oder Harris' Hawk oder "größere" Falkenartige (z. B. Saker- oder Gerfalken) verwendet
  • Frettchen
    Domestizierte Iltisse. Diese müssen für einen leichten Umgang handzahm sein. Für einen längeren Jagdtag sind mindestens 2 Frettchen nötig, da sie schnell ermüden und sich zum Schlafen im ungünstigsten Falle in einem Kaninchenbau hinlegen und erst viele Stunden später (oder erst am nächsten Tag!) wieder herauskommen

Sehr wertvoll für diese Jagdart ist auch noch ein geeigneter Jagdhund, der das Finden der Kaninchenbaue für den Falkner erledigen kann und auch anzeigt, ob diese befahren sind, sprich, ob "jemand zu Hause ist".

 

Eine Beizjagd auf Kaninchen läuft typischerweise wie folgt ab:

 

1)  Das Beizjagd-Gelände

 

Typische Beizjagd-Gelände sind Wiesen, Deiche und Parks. Voraussetzung ist ein lockerer, sandiger Boden, in den sie ihre Baue graben können.

 

2)  Suche nach befahrenen Bauen

 

Da sich Kaninchen den Tag über oft nicht im Freien aufhalten und in ihren Bauen liegen, durchstreifen der Falkner und/oder seine Jagdhelfer (oder wenn vorhanden, der Jagdhund) das Beizjagdgelände auf der Suche nach den Ein- bzw. Ausgängen der Kaninchenbaue:

Diese Baue können deutlich unterschiedlich sein, von nur einem Ein- und Ausgang sowie riesigen Bauen mit zahlreichen Röhren. Der Jagdhund bemerkt den Geruch von Kaninchen und zeigt durch sein Verhalten an, ob sich Kaninchen mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade im Bau befinden. Ist kein Hund vorhanden, müssen die Anwesenden aufgrund von Erfahrung und Hinweisen wie z. B. offenen (und nicht zugewachsenen oder mit Spinnennetzen bedecktem) Eingang, frischer Erde, Spuren und am besten frischer Losung am Baueingang einschätzen, ob der Bau aktuell befahren ist.  

3)  Einschliefen lassen der Frettchen

 

Ist ein vielversprechender Bau gefunden, wird das Frettchen am Eingang der Röhre angesetzt. Es durchläuft anschließend selbstständig die Röhren auf der Suche nach seiner natürlichen Beute, dem Kaninchen. Durch den starken Eigengeruchs des natürlich Feindes des Kaninchens und der oft am Frettchen mittels Halsband befestigten lauten Glöckchens werden die im Bau befindlichen Kaninchen dazu veranlasst, den Bau zu verlassen. Dies kann manchmal sehr schnell gehen, aber auch manchmal mehrere Minuten dauern. Mit etwas Abstand zu den Ausgängen des Baus wurden vor dem Einsetzen des Frettchens die Falkner, mit ihren Beizvögel auf der Faust, positioniert. Sind zu viele Ausgänge vorhanden und/oder zu wenige Falkner anwesend, werden diese Ausgänge mit den anwesenden weiteren Personen abgestellt, so dass dieser Fluchtweg für die Kaninchen unattraktiv ist. 

 

4)  Springen des Kaninchens

 

Verlässt das Kaninchen dann (meist äußerst schnell") den Bau, startet der Greifvogel nun blitzschnell von der Faust des Falkners, um es zu erjagen. Nun wird man Zeuge uralten natürlichen Jagens, bei dem die Chancen für das Kaninchen gar nicht mal so schlecht stehen, denn es ist für den Greifvogel gar nicht so einfach, das Kaninchen zu schlagen. Es schlägt Haken und kennt sich ja in "seiner Wohnstube" ja exzellent aus und weiß, wo die nächste Deckung ist. Aber gerade das macht auch den Reiz der Beizjagd aus. Die Natur hat hier für eine gewisse Chancengleichheit gesorgt, um die Populationen beider Arten aufrecht zu erhalten.

5)  Variante 1: Kaninchen konnte erfolgreich flüchten

 

Konnte das Kaninchen entweichen, "ruft" der Falkner seinen Beizvogel mit einem kleinen Stück Atzung (Futter) zurück auf seine Faust. Ist das Frettchen zwischenzeitlich nicht wieder erschienen, könnte es sein, dass sich noch weitere Kaninchen im Bau befinden und es wird auf das Springen dieses Kaninchens gewartet. Erscheint das Frettchen jedoch an einen der Röhrenausgänge, wird es aufgenommen und an einem neuen Bau angesetzt.


5)  Variante 2: Kaninchen wurde vom Beizvogel geschlagen

 

War der Flug erfolgreich, das heißt der Beizvogel konnte das Kaninchen binden (festhalten), dann eilt der Falkner zu seinem Vogel, um ihm zu "helfen", denn auch Kaninchen können hier und da noch wehrhaft sein und außerdem gebietet es der Tierschutz, das Leiden des Beutetiers schnellstmöglich zu beenden (das natürliche Töten der Grifftöter kann sich ggf. über mehrere Minuten hinziehen).

 

 

Anschließend "Falknersheil"! Der Vogel hat Beute gemacht und wird hierfür von "seinem Falkner" belohnt! 


Anmerkung:

 

Wie so oft in der Jagd gibt es auch von dieser Beizjagd "Varianten", wie z. B. die "Freie Folge", bei der der Beizvogel bereits vor dem Heraustreiben des Kaninchens freigelassen wird und dieser sich dann in einem nahen Baum abstellt und darauf wartet, dass das Frettchen ein Kaninchen hinaustreibt und es dann selbstständig anjagt. Dies wird jedoch meist nur bei der Einzeljagd durchgeführt, da bei einer Gemeinschaftsbeize (meist) nur ein Beizvogel gleichzeitig "frei" sein darf, da das Risiko zu hoch ist, dass sich die Vögel gegenseitig durch ihren natürlich veranlagten Futterneid verletzen oder sogar töten würden.


Für uns ist die Beizjagd immer wieder ein Erlebnis!

 

Anders als die Jagd mit der Schusswaffe, die wir auch betreiben und wo es auf unser Können alleine ankommt, sind wir bei der Beizjagd eigentlich nur Zuschauer. Hier arbeitet das Frettchen vor und der Beizvogel versucht, wie in der Natur, seine Chance zu nutzen. Wir Falkner haben zwar in die Ausbildung und Abrichtung des Vogels viel Zeit und Liebe investiert, jagen muss er aber alleine und ist er erstmal von der Faust, können wir ihm dabei nicht helfen. Aber auch das macht den Reiz der Beizjagd aus.

 

Wollen Sie mehr über die Beizjagd erfahren oder sogar einmal eine „live“ erleben? Haben Sie Interesse an der  Falknerei und an Greifvögeln allgemein oder wollen gar Mitglied bei uns werden? Wir Mitglieder des „Orden Deutscher Falkoniere“, Landesverband Hessen, geben Ihnen gerne Auskunft  oder besuchen Sie uns doch einmal auf unseren monatlichen Treffen.

 

Auch sind wir immer an Jagdrevieren oder befriedeten Bezirken in Hessen interessiert (Parks, Industrieflächen, Grünflächen), wo wir Kaninchen mit den Beizvögeln bejagen können. Kontaktieren Sie uns gerne als Jagdpächter oder Grundstückseigentümer.

 

Berthold Geis