Kurzfristig hatte unser Komtur Berthold Geis zu einer Beizjagd Ende Januar 2018 eingeladen. Ihm standen die Falkner Kerstin Baldschun und Wolfgang Post mit insgesamt drei Harris-Hawks sowie drei Jagdgästen zur Seite.
Wie an einem Samstag nicht anderes zu erwarten, waren in dem Gelände viele Spaziergänger mit leider freilaufenden (!) Hunden unterwegs. Gleich zu Beginn, an einem kleinen Hügel, trafen wir auf eine Hundebesitzerin, die sich um ihren verstörten und vor Jagdlust zitternden Hund mit eingeklemmter Rute kümmerte. Was war geschehen: der Hund hatte an einem Bau ca. 1 qm Erde am sandigen Boden einer Röhre tief aufgebuddelt, hierfür auch sicher einige Zeit mit der daneben stehenden Besitzerin gebraucht, nach ihren Worten heute leider ein Kaninchen gefasst und zugebissen, was aber wieder weggesprungen wäre. Deutlich waren weitere durch den Hund angegrabene Baueingänge zu sehen. Die Hundebesitzerin schien ebenso „gestört“, da sie dieses Spiel mit ihrem Hund „ja immer mache, das macht ihm doch so viel Freude“…
Nachdem Berthold sich noch betont zurückhaltend, die Hundebesitzerin über die Gefahren für die Wildtiere und auch ihr verbotenes Verhalten aufmerksam gemacht hatte, fragte die Dame ängstlich, „ob ihr Hund jetzt wegen seines „komischen Verhaltens krank ist/wird?“ Berthold nutzte ihre „Steilvorlage“: „Ja natürlich, die Kaninchen hier sind alle krank, deswegen bejagen wir die ja auch, damit sich die Seuche nicht weiter ausbreiten kann“. „Muss ich jetzt mit dem Hund zum Tierarzt“? Berthold empfahl das auf jeden Fall, es könnte aber schon zu spät sein für ihren Fiffi. Die Dame nahm ihren mittelgroßen Mischlingshund auf beide Arme und lief schleunigst so schnell wie sie konnte los Richtung Auto, um dann zum Tierarzt zu fahren. Natürlich „feuerten“ wir sie in „großer Sorge um ihren Hund“ noch an, schneller zu laufen, sie müsse sich mehr beeilen, sonst würde sie es nicht mehr rechtzeitig für ihren Hund in die Tierarztpraxis schaffen…
Wir umgingen den Hügel und ließen an anderer Stelle ein Frettchen in eines der Kaninchenbaue. Es dauerte nicht lange und ein Kaninchen sprang, worauf Wolfgang das Harris-Weib Sally freiließ. Aber was passierte: das Kaninchen blieb nach 2 Metern einfach hocken. Der Vogel, der nur auf flüchtendes Wild beizt, drehte ab und flog in den nächsten Baum. Das hatten wir noch nicht erlebt! Als dann das Kaninchen weiterhoppelte, stürzte Sally von ihrer Warte aus herunter und band das Kanin. Erst dann bemerkten wir, dass es sich nur um das von dem Hund arg gebissene und somit todkranke Kaninchen handeln konnte, am hinteren Rücken war das Fell weggebissen und das blanke Fleisch schaute blutig hervor.
Nicht nur Falknersheil – eine Erlösung auch für das so von dem Hund übel zugerichtete Kanin.
Im weiteren Verlauf stellten wir freudig fest, dass sich der Bestand an Kanin hier zu erholen schien. Beim nächsten springenden Kaninchen ließ Kerstin ihren Harristerzel Leo fliegen, er band es nur kurz, weil leider ein unerfahrener Jagdgast ebenfalls seinen Harris freiließ und dieser auch an die Beute wollte. Dadurch ließ Leo das Kanin los und dieses konnte so entkommen – Glück gehabt!
Natürlich erhielt Leo von Kerstin eine weitere Möglichkeit auf ein gesprengtes Kaninchen. Kurz vor dem Zugriff kam diesmal ein freilaufender Dalmantiner (!) in hohem Tempo angerannt, der das flüchtende Kaninchen, das durch den Harris mehr als abgelenkt war, nur Zentimeter vor dem Harris erwischte und zubiss. Leo suchte Schutz in einem Baum, zum Glück hatte er noch nicht gebunden. Da er Hunde kennt, wäre er nach Aussage von Kerstin wahrscheinlich mantelnd auf der Beute stehengeblieben und so mit großer Wahrscheinlichkeit von dem Hund gebissen worden!! Wir schrien alle laut los und Wolfgang rannte schnell in Richtung zu dem geschockten und halb tot gebissenen Kaninchen. Der Hund lies darauf hin los und lief zurück zur Hundebesitzerin, Wolfgang erlöste das Kanin. Für unsere erbosten Worte, besonders von Berthold, zeigte die „Hundebesitzerin“ überhaupt kein Verständnis. Hatte er bisher ja auch noch „nie gemacht“. Und von wegen Leinenpflicht hier, wie auf den Gebotsschildern zu lesen war, „na und – irgendwo muss der Hund doch frei laufen“. Diesen Vorfall hätten wir anzeigen sollen und können, das sagte Berthold ihr auch, zugegeben nicht eben mit gerade freundlichen Worten. Wir waren natürlich mehr als ärgerlich, geschockt durch diesen weiteren Vorfall innerhalb einer halben Stunde mit einem freilaufenden Hund. „Frauchen“ machte sich auch schleunigst aus dem Staub, und blieb auch trotz Aufforderung nicht stehen. Deshalb gaben wir ihr noch deutliche Worte mit auf ihre „Flucht“ und so wie der Hund das Kanin gezielt angejagt hatte, hatte er es nicht das erste Mal gemacht. Natürlich haben Hunde ihre Instinkte und Jagdleidenschaft, Herrchen oder Frauchen wollen das aber nicht wahrhaben und teilweise ist es ihnen auch scheinbar völlig egal. Noch lange sprachen wir über die heutigen Vorfälle und das völlige Unrechtsbewusstsein und Gleichgültigkeit dieser beiden Frauen.
Andere Baue waren leider von Sauen zerstört oder leer. Trotzdem konnten wir mit Hilfe unser fleißigen Frettchen noch hier und da einige Kaninchen sprengen, bewunderten tolle Flüge, machten aber keine Beute mehr. Jeder Jagdtag ist anders: heute diskutierten wir noch lange über die mangelnde Einschätzung und Kontrolle von Hundebesitzern gegenüber ihren freilaufenden Lieblingen.
Wolfgang Post
Komturei Hessen