Ehrenamtliche Greifvogelarbeit mit Flüchtlingskindern

im April 2016

Im April 2016 hatte das Jugendamt Offenbach für Kinder und Jugendliche aus dem Erstaufnahmelager Spielenachmittage organisiert. Ich bot meine Unterstützung an, weil Falknerei eine kulturelle Brücke zwischen den Herkunftsländern und Deutschland bauen kann: die Beizjagd kam ja ursprünglich aus dem Orient zu uns. Das Fangen von Greifvögeln und das Abtragen sind dort auch heute noch weit verbreitet, wenn auch leider mangels Falknernachwuchs rückläufig.

 

Der Termin war schnell vereinbart. Unterstützt wurde ich von meinen Töchtern Alexandra und Leonie sowie von unseren beiden Harris-Hawk-Terzeln. Beide Vögel verfügen über eine spezialisierte Ausbildung für die pädagogische Arbeit, sowie über Erfahrung mit Großveranstaltungen. Es kamen ca. 15 Kinder aus Syrien, Irak, Iran, Pakistan sowie Afghanistan, dazu ca. 10 jugendliche Migranten sowie einige Erwachsene. Begleitet wurden sie von freiwilligen Helfern, die z. T. ebenfalls Migrationshintergrund haben und Farsi, Urdu, Dari oder Paschtu sprachen.

 

Das Interesse an den Greifvögeln war bei Jungen und Mädchen und auch den Erwachsenen sehr groß. Wir erzählten etwas über die Falknerei in Deutschland, was die netten Helfer übersetzten. Helfer und Teilnehmer fragten nach der Beizjagd in Deutschland und wie man einen Vogel ausbildet. Dann durften die Teilnehmer einen Harris auf den Handschuh nehmen. Bei den Jungs entwickelte sich das Halten des Greifvogels schnell als „Mutprobe“ und keiner wollte zurückstehen. Die Mädchen betraten hier kulturelles Neuland und waren erst etwas schüchtern. Wir ermunterten sie aber, und vor allem meine Töchter als aktive Nachwuchs-Falknerinnen waren hier Vorbild.  Schon bald trauten sich auch die Mädchen und jungen Frauen, einen Harris auf die Faust steigen zu lassen, denn „in Deutschland falknern auch die Frauen“.

 

Einige ältere Teilnehmer erzählten von Onkels oder Großvätern, die in den Dörfern mit Beizvögeln gejagt hatten, bevor der Krieg das Land überzog. Aber in einem Punkt waren sich alle einig: was für ein tolles Gefühl, den Greifvogel auf der Faust zu tragen. „Ein bisschen wie Heimat“, meinte ein junger Mann mit wehmütigem Lächeln “… und das mitten in Deutschland!“

 

Andrea Tigges-Angelidis

ODF Komturei Hessen

 

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