Rabenkrähe oder Nilgans?  Landesbeize Hessen Dezember 2023

17.12.2023

Seit einigen Wochen habe ich dem Tag entgegengefiebert, an dem mein diesjähriger Rotvogel (Harris Weib) sein erstes Stück Beizwild schlagen soll.

 

Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf:

Haben wir genug trainiert? Ist der Vogel in guter Jagdkondition? Wie verhält er sich in einem fremden Auto? All diese Gedanken waren spätestens nach dem Jagderfolg vergessen. Aber nachfolgend schön der Reihe nach.

 

Drei Tage vor der Landesbeize des ODF Hessen gab es mit Orlik Frank regen Austausch über das richtige Fluggewicht und ein damit verbundenes angepasstes Futtermanagement. Am Sonntagmorgen kam die Stunde der Wahrheit. Etwas nervös stellte ich den Rotvogel auf die Waage. Erleichternd sah ich die Anzeige der Waage: 911g. Passte perfekt!

Also kam der Vogel in die Transportkiste und es ging ab zum Treffpunkt. Nach kurzer Begrüßung und Einteilung der Gruppen durch den Komtur Berthold Geis, wurde der Rotvogel umgeschüht und auf die Jagd vorbereitet. Orlik sah mir meine Anspannung an und meinte: “Das wird ein guter Tag!“

 

Mein Harris-Weib nahm ich auf den Handschuh und setze mich in Orliks Auto. Unsere Truppe bestand neben Orlik und mir aus Patrick und seiner Lebensgefährtin Nadine. Wir fuhren mit zwei Autos in die Reviere.                          

Erste Station: Hier sitzen gleich zwei Krähen direkt ca. 20 m von der Straße entfernt auf einem Acker. Also Fenster runter und der Rotvogel starte vielversprechend aus dem Auto. Leider waren die Krähen schlauer. Der erste Fehlflug! Ich sprang aus dem Auto und holte meinen Rotvogel wieder ein. Der Appell war sehr gut -  Sie kam sofort zur Faust geflogen. 

 

Wir fuhren weiter in das nächste Revier. Hier hatten wir auch noch gute Jagdflüge, aber keinen Erfolg. Es wurde Mittag und wir entschlossen uns eine Pause einzulegen. Bei Kaffee, Tee, Hausmacher Wurst wurden kurz die Jagdflüge analysiert und der weitere Ablauf des Tages besprochen.

 

Nach der Pause wollten wir nochmals in das erste Revier fahren und sahen auf einem Acker Nilgänse sitzen. Nach kurzer Absprache tauschten Orlik und ich die Vögel. Mein Vogel kam zurück in die Kiste und Orliks Harris-Weib raus. Das Auto wurde rasch gedreht und Richtung Nilgänse gefahren.     

 

Orliks Harris Weib jagte sofort an und hat die Nilgans geschlagen. FALKNERSHEIL!     

Patrick und Nadine kamen dem „älteren“ Falkner zur Hilfe. Die Nilgans wurde versorgt, „Kira“ kam in die Kiste und mein Harris-Weib wieder raus und ab ging es wieder Richtung erstes Revier. 

 

Langsam wurde es immer schwieriger Krähen zu sichten. Es war bereits nach 14 Uhr. Da hatte Orlik die Idee warum nicht mein Harris-Weib auf Nilgans fliegen zu lassen! Nach kurzen Bedenken meinerseits war die Entscheidung gefallen. Also auf Nilgans. Da sitzen ca. 40 m von der Straße entfernt Nilgänse auf dem Rapsacker. Ich machte mich bereit. Orlik fuhr los. Scheibe runter und mein Harris-Weib flog wie ein Pfeil aus dem Auto. Kurze Zeit später hatte sie die Nilgans geschlagen und mit einem perfekten Kopfgriff gebunden. Orlik meinte nur: „Jetzt solltest du Mal schnell deinem Vogel helfen!“ Ich war von dem Jagdflug so fasziniert, dass ich vergessen hatte aus dem Auto zu springen und zu meinem Vogel zu laufen. Dort angekommen habe ich die Nilgans festgehalten und abgefangen. Mein Harris-Weib begann sofort am Schnabel der Nilgans zu rupfen. Ich öffnete der Gans die Brust, sodass „Sikari“ (der nun wohlverdiente Name des Harris-Weib) sich daran auf atzen konnte. Natürlich waren alle Beteiligten überglücklich, besonders Orlik. Er konnte es nicht fassen, dass auch Kiras Tochter eine Nilgans als erste Beute geschlagen hatte. Vor allem ein Rotvogel der gerade Mal sechs Monate alt ist.           

     

Zur Beruhigung nach den Ereignissen und dem erfolgreichen Jagdtag gab es natürlich einen „Mümmelmann“.

 

Zum Schluss möchte ich mich besonders bei Orlik für die Unterstützung beim Abtragen, Futtermanagement und den tollen Zuchtvogel recht herzlich bedanken.

 

Stephan Diefenbach