Pfleglinge Greifvögel und Eulen 2014

18. Februar 2015

Die Mitglieder der Komturei Hessen im Orden Deutscher Falkoniere haben auch im Jahr 2014 wieder etliche Greifvögel und Eulen gepflegt. Durch ihre Sach- und Fachkunde sind wir Falkner in der Lage, verletzten, kranken oder Jungvögeln artgerecht zu helfen und sie wieder auszuwildern.

 

In der Komturei Hessen wurden insgesamt 128 Greifvögel und Eulen aufgenommen, die alle von uns gepflegt, versorgt und zum Großteil wieder freigelassen wurden. Da, wie bekannt, auch die Falkner in anderen Landesverbänden Greifvögel pflegen, kann man diese Zahlen hochrechnen und kommt so auf ca. 2.200 Pflegefälle nur in Deutschland. Einige Vögel haben aber aufgrund ihrer schweren Verletzungen oder des schlechten Allgemeinzustandes nicht überlebt, bzw. mussten leider eingeschläfert werden.

 

Folgende Mitglieder des Landesverbandes Hessen waren an der Pflege beteiligt:

  • Regina und Lutz Rochelmeyer
  • Sabine Düpre
  • Thomas Schneider
  • Andre Hörning
  • Andrea Mielke
  • Sascha Passinger
  • Horst Schellerich
  • Uwe Beuschel
  • Bernd Dietze
  • Silke Losert
  • Kerstin Baldschun
  • Dominik Fischer
  • Berthold Geis

Besonders hervorzuheben ist hier Dominik Fischer, der an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Fachbereich Veterinärmedizin als Tierarzt arbeitet. Er und seine Kollegen/innen haben 2014 alleine 62 Greifvögel und Eulen aufgenommen. In der vom Regierungspräsidium Gießen als staatlich anerkannten Greifvogelpflegestation von Berthold Geis waren es genau 30.

 

Erstmals wurden auch 2 Wespenbussarde und, als Besonderheit, 2 Fischadler aufgenommen. Und 8 Uhus, die zum Teil leider ihre schweren Verletzungen durch Autounfall nicht überlebten bzw. eingeschläfert wurden. Die Fahrtkosten, die Medikamente und das Futter zahlen die Falkner hierfür alle selbst. Ehrenamtlich, ohne Kostenübernahme, ganz zu schweigen von der aufgewendeten Zeit, auch für Tierarztbesuche. Die meisten Unfälle passieren durch Anflug in PKW/LKWs, Flügelbrüche durch Drähte, Stacheldraht und Aufprall an verspiegelten Flächen (Fenster). Noch nicht flügge Jungvögel machen die meiste Arbeit. Diese müssen falknerisch abgetragen, bzw. wenn örtlich möglich, in den sogenannten Wildflug gestellt werden, um sie wieder auszuwildern. Auch illegale Greifvogelverfolgung durch Fang, oder mittels verbotener Tellereisen, wurden von den Falknern zur Anzeige gebracht und konnten teilweise durch ihre Sachkenntnis aufgeklärt werden.

 

Im Einzelnen wurden folgende Greifvögel und Eulen aufgenommen:

Fischadler

Rotmilan

Mäusebussard

Wespenbussard

Sperber

Habicht

Wanderfalke

Baumfalke

Turmfalke

Uhu

Waldkauz

Waldohreule

Schleiereule

Raufußkauz

 

Gesamt

2

3

40

2

10

11

1

1

35

8

6

6

2

1

 

128


Aber auch der Laie kann helfen, wenn er einige Regeln beachtet. Können Sie einen Vogel einfangen, spricht diese Tatsache schon dafür, dass er offensichtlich krank oder verletzt ist. Es sei denn, es ist ein gerade „flügge“ gewordener Jungvogel. Wenn dieser einigermaßen geschützt vor Hunden und Katzen ist, lassen Sie ihn bitte einfach in Ruhe. Die Altvögel beobachten ihn in der Regel und werden ihn weiterhin füttern. Sie können den Jungvogel allerdings auch auf einen erhöhten, geschützten Platz setzen und ab und zu nach ihm schauen.

 

Bitte die nächste Polizeidienststelle, einen Tierarzt oder den örtlichen Jagdpächter anrufen. Hier können Sie Auskunft bekommen, wer zuständig ist oder Hilfe leisten kann. Oder ob in der Nähe ein Falknerkollege ist, der den Vogel weiter betreuen kann. Dieser ist durch sein fachliches Wissen am ehesten in der Lage, hier weiter zu helfen. Wichtig: Eile ist geboten, nicht warten!

 

Für Notlösungen und falls nach den nächsten 1-2 Tagen keine Hilfe zu finden ist, können Sie rohes und ungewürztes Hähnchen-, Puten-, Kaninchen- oder Geflügelfleisch (Taube, Wachtel, Huhn) füttern. Alle Greifvögel und Eulen sind nur Fleischfresser, bitte nichts anderes füttern (wie Wurst oder Fisch!) oder zwangsweise eingeben, nur in Reichweite legen. Sind es keine Jungvögel, werden diese in den ersten 2-3 Tagen sowieso nichts fressen (atzen).

 

Kleine, mit Wasser angefeuchtete Portionen (Greifvögel beziehen ihre Flüssigkeit aus der Nahrung) mit Pinzette an den Schnabel halten. Frisst der Vogel dann von selbst, ist erst einmal viel gewonnen. Wenn nicht, dringend zum Fachmann (Falkner). Den Vogel nach dem Einfangen (Jacke oder Decke über ihn werfen, Achtung vor den Fängen!) möglichst in einen glatten, abgedunkelten Karton setzen (auch tagsüber und auf ausreichend Luftlöcher achten!), damit er Ruhe hat. Im Karton können Sie ihn auch eventuell zum Tierarzt transportieren, der weitere fachkundige Hilfe vermitteln kann.

 

Bei aller Tierliebe muss man sich aber im Klaren sein, dass bei zu schweren Verletzungen, wenn z. B. der Vogel nach Ausheilung nicht mehr für die Wildbahn tauglich ist, das schmerzlose Einschläfern durch den Tierarzt das Beste ist. Trotzdem wünschen wir Ihnen viel Erfolg und Glück bei Ihren Bemühungen. Weitere Hilfe bekommen Sie auch von allen Falknerkollegen im Orden Deutscher Falkoniere.

 

Berthold Geis

Komtur Hessen