Beizjagd aus Sicht einer Falknerin in Ausbildung

17. Februar 2018

An diesem trüben und kalten Samstag am 17. Februar 2018 trafen wir uns (Bernd und Paul Dietze, Steven Aßmann und ich) mit Kerstin Baldschun, Berthold Geis und Gästen und dem Jagdpächter Manfred Schrepfer in seinem Revier. Nach der Begrüßungsrede von Berthold und Manfred, der ebenfalls noch einige befreundete Jagdpächter mit ihren Kindern zu dieser Beizjagd eingeladen hatte, ging es dann endlich los.

 

Paul, unser „Frettchenführer“, setzte am ersten Bau ein Frettchen rein, worauf auch gleich ein Kanin sprang. Kerstin und Bernd hatten ihre Vögel freigemacht um, je nach Fluchtrichtung, den Vogel fliegen zu lassen. Leo, Kerstins Harristerzel, kam als Erster zum Zug und verfolgte das Kanin, doch es flüchtete in den nächsten Bau. Nicht lange danach sprang auch noch ein Kanin, dem Bernds Harrisweib Zoe hartnäckig hinterherjagte. Auch dieses Kanin verschwand in einen weit entfernten Bau in einer dichten Hecke. Zoe landete ebenfalls mitten drin in der Hecke, so dass Bernd sie nur durch Rufen und dem Klang der Bells fand. Immerhin hatten wir einen schönen, langen Flug beobachten können. Auch das allein macht schon besondere Freude. Es muss nicht immer die Beute im Vordergrund stehen.

 

Leider machte es sich nun unser Frettchen Tanja im Kaninchenbau bequem, so dass wir am Bau mit Kerstin verweilten, bis es nach ca. 30 Minuten wieder herauskam. Auch am nächsten Bau dauerte es nicht lange, bis ein Kanin sprang. Uns bot sich hier ein besonderer Anblick. Die Harris-Hawks Harry, Sally und Leo flogen in Kompanie. Leo war nach einem schönen, weiten Flug zuerst am Kanin und hielt es fest, als Harry und Sally dazu kamen, zog sich Leo zurück und überließ den anderen Vögeln das Kanin. Da kommt man auch bei Minusgraden ins Schwitzen.

 

Der nächste Flug ging wieder an Zoe, die das Kanin von hinten einholte und festhielt. Leider hatte sie es nur an den Keulen erwischt, konnte nicht umgreifen, um es am Kopf zu packen und es ging ein wilder Ritt über einige Meter dahin. Bernd dann immer im Sprint (lustig) hinterher, um seinen Vogel zu unterstützen. Da das Kanin jede Menge Haken schlug, bot sich für uns anderen Zuschauer ein filmreifes Schauspiel. Paul sollte dann das abgefangene Kaninchen versorgen. Dabei deckte er es mit einem Tuch ab, so dass Zoe es nicht weiter sehen konnte. Es schaute aber noch ein Teil des Kanin heraus und Leo, der wegen eines zweiten gesprungenen Kaninchens ebenfalls frei war, sah dies als Einladung an. Knapp an Pauls Hand vorbei ließ er sich nieder, hatte zum Glück von Paul aber nur das Tuch zum Abdecken erwischt.

 

Leider zeigte sich Bertholds Frettchen aus dem Bau nur kurz und verschwand auch gleich wieder. Als es sich nach einiger Zeit noch immer nicht blicken ließ, beschlossen wir, unsere obligatorische Picknickpause zu machen. Normalerweise kommt es ja auch nach ca. 45 Minuten „Mittagsschlaf“ wieder zum Vorschein. Das es diesmal anders kam, konnten wir da noch nicht ahnen.

 

Nach der Pause ging es wieder zu dem Bau, wo noch immer das Frettchen steckte. Während wir mit unseren Frettchen, Kerstin, Bernd und zwei der Jagdgäste die nächsten Bauten abarbeiteten, blieben Paul und Steven am Bau zurück, um das vermisste Frettchen aufzunehmen, wenn es wieder rauskommen sollte. Bernd ließ nun Kerstin und ihrem Leo die Möglichkeit, auch Beute zu machen. Leo jagte den gesprengten Kanin energisch hinterher, doch leider ohne Erfolg. Zu viele Röhren nebeneinander, in denen die Kaninchen verschwanden.

 

Nun vertraute Bernd einem Gast seinen Vogel an, damit er besser frettieren konnte. Zoe saß irgendwie verdreht auf dessen Hand. Bernd nahm Zoe wieder zu sich auf die Faust, um sie dem Gast ordentlich auf die Faust zu setzen, als neben ihm ein Kanin sprang. Geistesgegenwärtig warf Bernd Zoe und sie band das Kanin nach wenigen Metern. Es stellte sich bei Gesprächen heraus, dass die beiden einen Erlebnistag „Beizjagd“ bei Berthold von ihren Frauen zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten. Als passionierte Hochwildjäger waren sie unvoreingenommen an die Beizjagd herangegangen. Irgendwie hatten sie jedoch eine langweilige Jagdart erwartet und waren überrascht und begeistert, wie spannend die Beizjagd sein kann. Vielleicht haben wir ja hier zukünftige Falkner gewinnen können. 😉

 

Nach einigen Fehlflügen der Vögel und einem Frettchen, das auf sich warten ließ, weil es sich im Bau gemütlich gemacht hatte, beschlossen wir, die Jagd abzubrechen. Es würde sowieso bald dunkel werden und ein weiteres Steckenbleiben eines Frettchen wollten wir nicht riskieren.

 

Berthold war zwischenzeitlich mit den Anderen an einem weiteren Bau gewesen, wo zwei seiner Frettchen nun ebenfalls feststeckten. Diese kamen zum Glück aber wieder heraus, bevor wir nach Hause gingen. Wir gingen zu Paul und Steven zurück, die immer noch auf das dort steckende Frettchen warteten. Hierfür ein dickes Lob, immerhin bewachten sie schon seit ca. sechs Stunden den Bau. Zusammen mit Jagdpächter Manfred hatten sie alle Tricks versucht, das Frettchen herauszulocken, bis jetzt leider ohne Erfolg. Wir blieben noch etwas an diesem Bau bei Berthold, zur moralischen Unterstützung. Er ließ dann verlauten, er bleibe bis zum Einbruch der Dunkelheit. Manfred versicherte ihm, auch in den nächsten Tagen nach seinem Frettchen Ausschau zu halten, sollte es heute nicht wieder aus dem Bau kommen. Wir drücken Berthold die Daumen, dass er sein Frettchen wiederbekommt.

 

Trotz der vielen Pannen hatten wir eine Strecke von sieben Kanin. In der heutigen Zeit ist dies schon beachtlich. Unser besonderer DANK gilt hierbei Manfred, der uns immer in seinem Revier Willkommen heißt und uns auf's Beste unterstützt.

 

Für mich ist es die dritte Jagdsaison als angehende „Jungfalknerin“ und es ist noch so aufregend wie meine Erste. Ich fiebere mit den Jagdvögeln und erwische mich immer wieder, dass ich diese anfeuere wie Spitzensportler. Was sie ja auch irgendwie sind.

 

Mit Falknersheil

Veronika (Vroni) Hilse

eine angehende Jungfalknerin

Komturei Hessen