Kaninchenbeize in Groß-Gerau

18. Januar 2015

Wie an jedem Wochenende in der Beizsaison, führte die Komturei Hessen, diesmal in einem Revier in der Nähe von Groß-Gerau, am 18.01.2015 ihre obligatorische Wochenend-Beizjagd auf Kaninchen durch.

 

Am letzten Wochenende (11.01.2015) waren wir (Orlik Frank, Liisa Inkinen, Uwe Beuschel, Berthold Geis) ebenfalls unterwegs, doch gab es von dieser Beizjagd außer ein paar schönen Flügen nichts nennenswertes zu berichten (Beute: 1 Maus! 1 Kanin). Heute sollte es wieder völlig anders kommen.

 

Nachdem wir morgens von dem sehr freundlichen Jagdpächter (herzlichen Dank an dieser Stelle!) eingewiesen wurden, ging es mit einem revierkundigen Führer hinaus an einen See. Es war bestes Wetter bei strahlendem Sonnenschein und am Ufer des Sees waren auch die ersten Baue. Ich (Berthold Geis) sollte den ersten Flug haben, mein Frett schliefte in den nächstbesten Bau im etwas hügeligen Gelände und Sekunden später sprang auch schon ein Kanin. Mein Harris-Weib „Sally“ startete von der Faust und nach ca. 6 Metern hatte sie es auch schon gepackt. Ich war es gerade am abfangen, da sprang das nächste Kanin aus dem gleichen Bau. Stefan Ohnesorge  ließ seinen Harris „Marie“ starten, die es aber verfehlte und dann auf einem Baum aufbaumte. Das Kanin lief durch Deckung und Brombeeren weiter, machte  einen Bogen und verschwand in den hinteren Sträuchern. Plötzlich rief Stefans Tochter Rebecca „da hinten läuft es wieder“. Stefan hatte seinen Vogel gerade wieder auf die Faust gelockt und fest gemacht und so ließ Uwe Beuschel sein Harris-Weib „Taiga“ starten. Diese flog dem Kanin ca. 60 m hinterher und schlug es zu unserer Überraschung, wegen der weiten Entfernung und dem Vorsprung, doch noch im Unterholz. Mit dem 3. Kanin, das nun ebenfalls völlig unvermittelt aus dem Bau sprang, damit hatte niemand gerechnet, waren die ersten 2 Beizvögel noch auf ihrer Beute beschäftigt. Was für ein toller Auftakt der natürlich gleich für Gesprächsstoff sorgte und glückliche Gesichter bei uns hervorrief. So konnte es weitergehen und ging es auch am Vormittag! Ein paar Baue und Flüge unserer Vögel später schlug Uwes Harris „Taiga“ erneut ein Kanin (Falknersheil!) und wir beschlossen, erstmal eine Pause zu machen. 

 

Am Ufer des Sees machten wir dann bei herrlichem Wetter eine gemütliche Brotzeit und tauschten unsere Erlebnisse aus. Dabei konnten wir Silber- und Graureiher, Enten und natürlich Fische im See beobachten. Nach der Pause hatten in dem schönen Gelände alle 3 Beizvögel noch mehrere Flüge, wobei die Kanin aber Sieger blieben, indem sie kurz vor dem Vogel einen rettenden nächsten Bau oder Deckung erreichten.

 

Susanne Minneker flog jetzt meinen Harris, ich hatte mich auf das Frettieren verlegt. Dieser flog bei einem weiteren Jagdflug und etlichen Haken des Kanins ausarbeitend ca. 120 m hinterher und stieß dann senkrecht zu Boden, in die kniehohen Brombeeren.

 

„Sally“ kam auf mein Rufen nicht zurück, wenn sie nach ihrem Jagdflug keinen Erfolg hatte, ist sie 3-4 Minuten lang irritiert und schaut sich erst um, wo das Kaninchen denn sein könnte. Dann hört sie nicht mehr gleich auf mich, da ich sie auch in sehr hoher Kondition habe, bevor sie dann in der Regel doch wieder zurück zu mir fliegt. So ging ich nachschauen, um das Ganze abzukürzen, damit wir weiterbeizen konnten. Sie saß vor einem weiteren Bau auf dem Boden vor einer Röhre. Soweit normal, aber was war das? Als ich näherkam, erkannte ich, dass sie das flüchtende Kanin doch noch geschlagen hatte und dieses regelrecht in sich eingerollt mit doppeltem Kopfgriff festhielt. Durch die Brombeeren und da „Sally“ es mit ihrem Körper auch noch abdeckte, konnte ich das Kanin so erst im letzten Moment sehen, ein vorheriges Klagen des Kanin hatten wir auch nicht gehört, oder durch die Entfernung nicht mitbekommen. So rief ich Susanne ein lautes „Falknersheil“ zu und sie kam darauf hin freudestrahlend zu mir. Sie fing das Kanin ab und wir beschlossen, „Sally“ auf dieser, ihrer zweiten Beute des Tages, aufzuatzen. Sie hatte es sich wirklich verdient!

 

„Sally“ ist ein Jungvogel aus meiner Zucht von 2013. Ich fliege sie das ganze Jahr über durch, im Sommer jeden zweiten Tag ca. 1 Stunde in der freien Folge im Wald in Kompanie mit meinem anderen Harris-Hawk-Weib. Und in der Beizsaison regelmäßig auf unseren Komtureibeizjagden. So hat sie bei abwechslungsreicher, frischer Atzung (Huhn, Taube, Wachtel, Kanin, Eintagsküken) enorme Muskelmasse aufgebaut und von ihren starken Eltern, die früher ebenfalls jagdlich geflogen wurden, sehr gute Anlagen mitbekommen. Ihr Jagdgewicht liegt bei 1200 g -1230 g in der Beizsaison, was sich insbesondere beim Halten der geschlagenen Kanin bemerkbar macht, die sie dann auch nicht mehr loslässt.  

 

So war es wieder einmal ein wirklich wunderschöner, sonniger und erlebnisreicher Beiztag, den der ODF Hessen gemeinsam verbracht hat. Und nächstes Wochenende folgt schon unsere große Komtureibeizjagd.

 

Dabei waren:

  • Stefan Ohnesorge mit Tochter Rebecca
  • Uwe Beuschel
  • Susanne Minneker

und Berthold Geis, Komtur Hessen