Am 22.11.2015 trafen wir uns zu unserer, in diesem Jagdjahr ersten, reinen Frauen-Beizjagd. Und um das Ergebnis vorwegzunehmen - es war ein toller Tag …. leider nicht für Alle !!!!
Obwohl für diesen Tag der erste Wintereinbruch mit Regen- und Schneeschauern vorhergesagt wurde, war die Sonnengöttin auf unserer Seite und bescherte uns einen trockenen, teils sonnigen, teils aber auch windigen Tag in dem Revier unserer Ordensschwester Andrea in Hattersheim. An dieser Stelle schon mal herzlichen Dank an dich und deine Gastlichkeit !!
Trotz etlicher berufs- und krankheitsbedingter Absagen waren wir mit 10 Falknerinnen, beziehungsweise Frettchenführerinnen, 5 jagdbereiten Harris-Hawks und 8 Frettchen pünktlich vor Ort. Nach der Begrüßung, die von unseren „Neu-Mitgliedern“ Dorothee und Simone stimmungs- und standesgemäß mit ihren Jagdhörnern begleitet wurde, machten wir uns in zwei Gruppen auf die Suche nach den Kaninchen, die in diesem wunderschönen Feldrevier ihr Zuhause haben.
Ich war mit meinem Harris-Terzel „Dalvin“, Sabine mit ihrem erfahrenen Harris-Weib „Hylda“ und Kerstin mit ihrem jungen Harris „Leo“ mit unserer Gastgeberin Andrea unterwegs. Sie suchte unermüdlich Kaninchen-Baue und behauptete sich in dichtem Brombeergestrüpp als versierte Frettchenführerin. Dorothee und Moni, die ihren Vogel mangels jagdlicher Kondition zu Hause gelassen hatte, unterstützten uns bestens.
Die ersten zwei Baue waren nicht bewohnt, aber aus dem dritten Bau sprang das erste Kaninchen, erster Flug von Sabines „Hylda“ und … erste Beute !!! Da strahlten die Falkerinnenherzen !!!
Motiviert zogen wir weiter zu den nächsten Bauen und tatsächlich konnten „Klaus“ und „Frederike“, die eifrigen Frettchen, einige Kaninchen zur Flucht bewegen, leider nur immer in die falsche Richtung. Doch plötzlich sprang ein Kaninchen vor mir um die Ecke auf das freie Feld und „Dalvin“ startete von meiner Faust; jedoch hatte das Kaninchen schon einigen Vorsprung, den „Dalvin“ zwar noch gut aufholen konnte, aber nach ca. 70 Meter erreichte das Kaninchen ungeschlagen die Deckung im Gestrüpp und „Dalvin“ baumte auf - wohl in der Hoffnung, das entkommende Kaninchen doch noch zu erspähen. Aber dieses war sicher in die dortigen Bauen geflüchtet. Nur mit Hilfe des von Sabine gebeizten Kaninchens konnte „Dalvin“ schließlich ermutigt werden, wieder vom Baum auf den Handschuh zu kommen.
Der nächste von uns als geeignet erachtete Bau war größer als zunächst angenommen, doch „Klaus“ und „Frederike“ ließen offensichtlich keine Röhre aus, denn tatsächlich sprangen hier zeitlich versetzt 4 Kaninchen - zwei leider in die falsche Richtung, zwei ließ Kerstins „Leo“ unangegriffen in die nächste Deckung flüchten.
Nun wurde es langsam Zeit, für die geplante Mittagspause den Rückweg anzutreten, und die auf diesem Weg erkundeten Baue schienen uns entweder wegen ihrer Größe, beziehungsweise den zu dichten Bewuchs, nicht geeignet, auf die Schnelle noch frettiert zu werden.
Am Rastplatz angekommen, erwartete uns jedoch nicht nur der von Andrea vorbereitete heiße Eintopf, sondern eine „Hiobsbotschaft“ aus der anderen Beizjägerinnen-Gruppe. Diese hatte zunächst kein Glück in dem von ihr aufgesuchten Revierteil. Die dortigen Baue waren größtenteils nicht befahren und es ergab sich kaum eine Chance für die beiden Harris-Hawks, Bernds erfahrene „Zoe“ (die er uns freundlicherweise für unsere Beizjagd ausgeliehen hatte) und Xenias „Pearl“, die gerade erste Jagderfahrung sammelt.
Also fuhr die Gruppe in Begleitung der Jagdpächterin in einen anderen Revierteil, wo bessere Bedingungen erwartet wurden. Hier wurde in einem mehreren Meter hohen Heckenstreifen ein Kaninchenbau eruiert, und die beiden Beizvögel wurden rechts und links angestellt. Je nach dem, in welche Richtung ein Kaninchen springt, sollte der jeweils dort postierte Vögel die Jagd aufnehmen. Doch leider läuft nicht immer alles wie geplant!! Ein Kaninchen sprang in Susannes Sichtfeld, die Bernds „Zoe“ auf der Faust führte und diese fliegen ließ. Doch das Kaninchen kehrte um, flüchtete wieder zurück in die Hecke und auf der anderen Seite wieder ins Feld. Dort startete auch Xenias „Pearl“, und da „Zoe“ die Verfolgung nicht aufgeben wollte, waren plötzlich beide Harris hinter dem Kaninchen her. Dieses flüchtete in den nächsten Bau und die beiden Harris vergriffen sich ineinander. Dank Xenias schneller und besonnener Reaktion konnten die beiden Vögel schließlich voneinander getrennt werden. Doch es sah nicht gut aus – beide Vögel schienen Blessuren davongetragen zu haben - und „Zoe“ sah, den Berichten zufolge, eher tot als lebendig aus. Also hieß es für diese beiden Vögel, einschließlich Xenia und Vroni, für diesen Tag „Jagd vorbei“, denn sie machten sich auf schnellsten Wege auf in die Tierklinik der Uni Gießen.
Entsprechend betrübt und angespannt gestaltete sich zunächst unsere Mittagspause, doch nachdem sich das eben Gehörte einigermaßen gesetzt hatte, packte uns doch noch einmal das Jagdfieber und wir fuhren zu einem weiteren Heckenstreifen, der möglicherweise noch Erfolg bieten könnte.
Hier war es Sabines Frettchen „Rüdiger“, der unermüdlich die in den Brombeerhecken versteckten Baue durchsuchte und tatsächlich etliche Kaninchen zur Flucht bewegen konnte. Einige entkamen von den Vögeln unbemerkt. Als ich in dichtem Gestrüpp stehend die Böschung beobachtete, startete plötzlich „Dalvin“ von meiner Faust und jagte in rasantem Flug einem Kaninchen hinterher. Kurz bevor er es greifen konnte, machte dies eine 180° Wendung, die „Dalvin“ ebenso rasant meistere. Doch die dem Kaninchen Sicherheit bringenden Baue waren nicht weit und er verfehlte das Kaninchen wieder nur knapp und musste unverrichteter Dinge aufbaumen. Nichtsdestotrotz durfte er sich danach an Sabines Kaninchen ordentlich aufatzen - schließlich soll er noch lernen, dass Kaninchen das heiß ersehnte Futter ist, für das es sich lohnt, die Jagd aufzunehmen.
Auch Kerstins „Leo“ wollte noch die Verfolgung eines flüchtenden Kaninchens aufnehmen, er wurde jedoch durch den erheblichen Gegenwind regelrecht ausgebremst.
Zwischenzeitlich kam dann auch der erlösende Anruf aus Gießen, dass die beiden Vögel „Zoe“ und „Pearl“ wohlauf waren und nach der Gabe von Antibiotika wieder nach Hause durften.
Schließlich konnten wir noch ein richtiges Highlight erleben. Sabines „Hylda“ verfolgte ein viele Hacken schlagendes flüchtendes Kaninchen derart rasant über das Feld und über Zäune hinweg, dass wir den Flug teils sprachlos staunend, teil laut anfeuernd wie auf dem Fußballfeld begleiteten. Leider konnte sich auch dieses Kaninchen in die Deckung schlagen und „Hylda“ musste ohne weiteren Jagderfolg eingeholt werden Sie durfte sich danach dennoch noch an dem am Vormittag gebeizten Kaninchen ordentlich vollkröpfen.
Währenddessen ließen wir den ereignisreichen Tag im letzten Licht der Herbstsonne noch einmal Revue passieren, mit dem Vorhaben auf eine Wiederholung im Januar.
Nochmals DANKE an Andrea für deine Gastlichkeit, deinen köstlichen Eintopf, dein Engagement während des gesamten Tages und Danke an alle, die mit dabei waren, namentlich:
- Andrea Heintze (Jagdpächterin)
- Sabine Düpre mit Harris „Hylda“
- Kerstin Baldschun mit Harris „Leo“
- Xenia Flaum mit Harris „Pearl“ und „Zoe“
- Monika Hintz
- Susanne Minneker
- Dorothee Büchele
- Veronika Hilse
- Simone Wohlfarth
- und ich mit Harris „Dalvin“
Ich grüße mit Falknersheil – bis zum nächsten Mal!
Silke Losert
für den ODF Hessen