Jahresbericht der Komturei Hessen

06. November 2015

September 2014 – November 2015

 

Der Landesverband Hessen im ODF hat aktuell 83 Mitglieder. Tief betroffen hat uns der frühe Tod unseres Falknerkollegen und Freundes Sascha Löffler im April 2015 gemacht. Noch oft denken und reden wir von ihm auf unseren Komtureiversammlungen, die von September - April monatlich stattfinden und im Schnitt von 20-25 Mitgliedern besucht werden.

 

Der Mitgliederzuwachs in den letzten zwei Jahren, gerade bei den weiblichen aktiven Falknerinnen (14), ist überdurchschnittlich hoch. So hat Silke Losert die Aufgabe übernommen, speziell für diese, reine Frauenbeizjagden auf Kanin durchzuführen. Gerade weil es viele „Jungfalknerinnen“ sind, ist die Teilnahme, nur in Frauengruppen, was Besonderes. Hier sind sie inklusive weiblichen Frettchenführerinnen und Begleitpersonen mal nur unter sich und können so ganz anders agieren. Eventuelle Hemmschwellen, wenn sie bei  den „erfahrenen männlichen“ Falknerkollegen mitbeizen, gibt es hier nicht. Außerdem finden wir es eine gute Sache, dass „unsere“ Frauen auch selbst was organisieren und auf die Beine stellen.

 

Wir betreiben auch aktiv die Beizjagd auf Krähen mit Habicht und Wanderfalke. Besonders hervorzuheben ist hier unser Mitglied Thomas Schneider, der mit tatkräftiger Hilfe seiner Tochter Janin Kristin (12 Jahre) und seinen beiden weiblichen Wanderfalken in der abgelaufenen Saison über 110 Rabenkrähen gebeizt hat. Wie viel Aufwand, Zeit und Mühe dies bedeutet, kann man sich sicher vorstellen. Auch nachzulesen in einem eigenen Bericht hierzu. Gleichzeitig wird hier ein immenser Vergrämungseffekt auf den landwirtschaftlichen Flächen erreicht, wofür den beiden die Landwirte sehr dankbar sind. Ist dies aber in Zukunft noch möglich?

 

Kommt nämlich die geplante Änderung der Jagdzeitenverordnung durch die grüne Umweltministerin „Hinz“ ab 2016 so zustande (schwarz/grüne Regierungspartei), ist die Beizjagd mit Falken in Hessen zum Aus verurteilt. Momentan ist in Hessen die Jagd auf Rabenkrähen und Elstern vom 01.08.-20.02. erlaubt. Damit wird bisher, aus Sicht des Tierschutzes, der Biologie und der Waidgerechtigkeit zu der Brutzeit dieser Vögel, Rechnung getragen. Nun ist im Paragraphen 2 des vorliegenden Entwurfes zur Hessischen Jagdverordnung eine Einschränkung der Jagdzeit auf den Zeitraum 01.08.-15.10 geplant. Dies entspricht einer Kürzung von 65% der bisherigen jagdbaren Zeit, welche nicht nur unverhältnismäßig, sondern auch noch völlig unbegründet ist.

 

Krähen sind das einzige Beizwild, welches in Hessen noch mit Falken bejagt werden kann.  Folglich könnten Falken nicht mehr zur Beizjagd in Hessen eingesetzt werden und Falknerinnen und Falkner könnten Ihre derzeit gehaltenen Tiere nicht mehr adäquat im Rahmen der Beizjagd trainieren und bewegen. Falkner haben in der Vergangenheit auch erst im September/Oktober mit dem Einjagen ihrer Tiere begonnen, was gleichzeitig eine Überschneidung mit der Brutzeit der Rabenkrähe bestmöglich ausgeschlossen hat.

 

Somit wurde die Entnahme von Jungvogel versorgenden Elterntieren verhindert. Durch die geänderten Jagdzeiten wäre dies nicht mehr der Fall und eine Änderung stände den oben genannten Absichten entgegen. Falknerinnen und Falkner würden auf diese Weise unbegründet in ihrem Recht zur Selbstbestimmung der Person behindert. Ebenso würde das in Deutschland und auch von der UNESCO anerkannte Kulturgut „Falknerei“ stark eingeschränkt. Bezüglich der Rabenkrähen könnten ein Schutz der landwirtschaftlichen Aussaat, eine Verhütung sonstiger Wildschäden oder Vergrämungsmaßnahmen nicht mehr durch Jäger und Falkner betrieben werden. Aus dieser Sicht entbehrt eine Veränderung der bisherigen Jagdzeiten jeglichen biologisch-ökologisch belegbaren oder sonst nachvollziehbar vernünftigen Grund, so dass hier rein ideologische Gründe als Motivation nicht nur vermutet werden müssen. Die geplanten Veränderungen tragen fast identisch die Handschrift des NABU, der unter anderem ja auch für ein Verbot der Beizjagd plädiert.

 

Deshalb und um auch noch gegen andere geplante Verschlechterungen aus Sicht der Jäger und Falkner zu protestieren, haben wir uns mit 16 Mitgliedern aus unserem  Landesverband an der großen Demonstration am 26. September 2015 beteiligt. Geplant vom Landesjagdverband Hessen und unterstützt vom Deutschen Jagdverband, haben über 3500 Jäger und Falkner eindrucksvoll in Wiesbaden gegen diese unselige Verordnung demonstriert. Dominik Fischer und Berthold Geis waren hierzu auch am 02. November 2015 bei der Expertenanhörung im Hessischen Landtag eingeladen. Dominik Fischer hat für unseren ODF Landesverband Hessen in mehreren schriftlichen Stellungnahmen und einem Redebeitrag auch unsere Sicht bezüglich der geplanten Jagdverordnung dargestellt und diese der Landesregierung und der Opposition erläutert.

 

Diese Verordnung trägt ganz klar die Handschrift von „Tierschutzverbänden und der Grünen Partei“, die hier einmal mehr ihre nicht vorhandene Sachkenntnis und Zusammenhänge in der Natur unter Beweis gestellt haben. Rein aus ideologischen Gründen wird versucht, die Jagd zu erschweren, Einzelnes zu verbieten und so letztlich scheibchenweise ganz abzuschaffen, weil die „Natur sich doch von selbst reguliert“. Man kann sich nur an den Kopf fassen und sich fragen, wer Solches und noch Anderes eigentlich verfasst und dafür verantwortlich ist? Überlegen diese „Verursacher“ eigentlich, was sie da von sich geben? Ich denke nicht, hier geht es nicht um Sinnhaftigkeit, sondern um reine Willkür auf Grund des „Wählerstimmenfanges“ aus dem Lager der „Jagdgegner “.

 

Das einzig Positive an dieser geplanten Jagdverordnung aus Falknersicht ist, dass unsere achtjährigen Bemühungen zur Einführung einer Falknerprüfung, auch in Hessen, jetzt kurz vor dem Abschluss steht. Aber selbst hier sind noch viele Ungereimtheiten vorab zu klären. Obwohl wir vom ODF Hessen die Einführung einer Falknerprüfungsordnung vor Jahren schon initiiert und angeregt haben, wurden wir aber letztlich vom Hessischen Ministerium bei der fachlichen Umsetzung weder gefragt noch angesprochen. Dafür wurden aber dann etliche „Naturschutzverbände“ (NABU, BUND, HGNO, "Menschen für Tierrechte"?) um ihre schriftliche, "fachliche Meinung“ zu dieser Falknerprüfungsordnung gebeten. Selbst Tasso e.V., ein Verband der sich mit der Registrierung von Haustieren beschäftigt! Man kann es wieder mal nicht fassen! Die beiden Falknerverbände in Hessen vom ODF und DFO, welche es doch letztlich betrifft, wurden aber nicht um ihre Meinung angefragt!! Wer soll das noch verstehen! Da fällt man vom Glauben ab und versteht die Welt nicht mehr. Wer verzapft so einen Unsinn, dass die wirklichen Fachleute erst auf ihre Intervention hin, wenn überhaupt, dazu was sagen dürfen. So hat sich unser 2. Vorsitzender Dominik Fischer die Mühe gemacht, fachlich und rechtlich sehr fundiert, auf etliche Ungereimtheiten und Widersprüche in dieser Verordnung zur Falknerprüfung aufmerksam zu machen. Dominik Fischer, Dr. Olaf Sander (1. Vorsitzender DFO Hessen) und ich (Berthold Geis, 1. Vorsitzender ODF Hessen) haben dann das Ministerium schriftlich um Abhilfe, Mitspracherecht und Änderung gebeten, was dann letztlich auch erreicht wurde.

 

Die Beizjagd auf Kanin (September-Februar/März) betreiben wir (noch?) mit  Habicht und Harris-Hawk. Auch Mitglieder ohne eigenem Beizvogel begleiten uns dabei, um zu lernen und zu erleben. Etliche unserer Kinder und am Orden interessierte Gäste werden ebenfalls aktiv mit eingebunden, als Frettierer. Gemeinsame Beizjagden auf Kanin mit 3-5 Falknern/Beizvögeln wurden in der Saison 2014/15 in jeder Woche 2-3 mal unternommen. Unsere große hessische Komtureibeizjagd auf Kanin, mit 3 Habichten und 7 Harris-Hawks, fand im Januar 2015 statt. 45 Personen nahmen daran teil, auch auf der anschließenden Jahresfeier. Zur jährlichen Bundes-Ordenstagung in Hannover 2014 waren 14 Mitglieder aus Hessen dabei. Für die geplante Ordenstagung von 6.-8.11.2015 liegen mir bis jetzt auch wieder eine ähnliche Anzahl von Rückmeldungen vor.

 

Alle ODF-Hessen-Mitglieder sowie interessierte Gäste werden immer im Wechsel zu unseren wöchentlichen Beizjagden mit eingeladen und eingebunden. Die Berichte dieser Beizjagden und sonstiger Aktivitäten finden sich zum Teil auch auf unserer eigenen Homepage www.ODF-Hessen.de (Danke Alexander Schäfer) und auch auf der Bundeshomepage www.falknerverband.de. Hier ein großes Lob an Renate und Alfred Dungs (NRW), die diese dort zeitnah veröffentlichen.

 

Im September 2014 haben wir bei der großen Gemäldeausstellung „Augenblicke“, unseres Mitgliedes, Jagdmalers und Freundes Dieter Schiele, teilgenommen. Wir haben einen großen Greifvogel- und Eulen Info-Stand im herrlichen Ambiente des Kloster Arnsburg bei Lich im Freien gestaltet. Wir waren mit etlichen Greifvögeln und Eulen, inklusive einem Sperbergeier und Weisskopfseeadler vor Ort. So konnten wir, wie so oft in diesem Jahr bei unseren Veranstaltungen, ca. 500 Besuchern den ODF Hessen näherbringen und viele Gespräche bezüglich der Falknerei führen. Wir haben im März 2015 den ODF auch auf zwei großen Messen repräsentiert, der Jagdmesse in Alsfeld  (verantwortlich Sascha Passinger) und auf der Heimtiermesse in Gießen (Heike und Peter Mechtl, Berthold Geis).

 

Auch auf vielen weiteren kleineren und größeren Veranstaltungen waren wir aktiv. Etliche unserer hessischen Komturei-Mitglieder haben die Falknerei den Menschen näher gebracht und Greifvögel/Eulen gezeigt und erklärt. Somit positive Öffentlichkeitsarbeit für den ODF betrieben. Beispielhaft hervor gehoben seien hier nur die Mitglieder Silke Losert, Monika Klaus, Xenia Flaum, Uwe Balkow, Peter Mechtl, Hans-Uwe Jung und Bernd Dietze genannt. Diese Mitgliederaufzählung ist natürlich nicht vollständig, würde aber hier den Rahmen sprengen und deshalb mögen mir alle Nichtgenannten verzeihen. Erstmals wurde auf unsere Anregung hin auch ein gemeinsames Sommerfest im August 2015 des ODF Hessen mit dem DFO Hessen (1. Vorsitzender Dr. Olaf Sander) veranstaltet. Die Organisation hatte unser ODF-Mitglied Monika Klaus übernommen. So trafen sich hier erstmals Falknerkollegen von ODF und DFO aus Hessen, um gemeinsam ein paar schöne Stunden zusammen zu verleben.

 

Wir haben auch das Glück, dass an der Uni Gießen im Klinikum für Veterinärmedizin vier unserer hessischen Komturei-Mitglieder beschäftigt sind. Dr. Kristina Maier (Tierärztin, Falknerin, aktiv mit Harris), unser 2. Vorsitzender Dominik Fischer (Tierarzt, Falkner, aktiv mit Harris), sowie Luisa Ziegler (Tierärztin) und Bärbel Nachtigall (tiermedizinische Fachangestellte). Beide sind gerade zur Ausbildung im Falknerkurs und haben sich schon als hervorragende Frettchenführerinnen bei unseren gemeinsamen Beizjagden betätigt. Diese vier engagierten ODF-Mitglieder betreuten und pflegten fachlich sehr versiert insgesamt 91 Greifvögel und Eulen im Uniklinikum.

 

124 verletzte Greifvögel und Eulen haben 2015 ebenfalls aufgenommen und gepflegt:

 

Hans-Uwe Jung,  Uwe Beuschel, Silke Losert, Bernd Dietze, Kerstin Baldschun, Peter Mechtl, Monika Klaus, Xenia Flaum, Berthold Geis, Lutz und Regina Rochelmeyer, Andrea Mielke und Sascha Passinger.

 

Somit kommen alleine die Mitglieder des ODF Hessen auf einen Gesamtbestand von 215 gepflegten Greifvögel und Eulen. Eine Aufzählung hierüber erfolgt in einem eigenen Bericht.

 

Gezüchtet wurde in unserem Landesverband auch:

 

Harris' Hawks,  Wanderfalken, Ger-Lannerfalken, Turmfalken und Schleiereulen. Wobei 8 Schleiereulen und 6 Turmfalken extra für die Wiederansiedlung in der Natur gezüchtet und erfolgreich ausgewildert wurden.

 

Zum Abschluss mein Dank an alle Mitglieder, die sich in irgendeiner Weise für uns alle, auch in anderen Landesverbänden im ODF engagieren. Und an „meine“ Mitglieder, die sich in der Komtureiarbeit in Hessen ganz besonders hervorgetan haben. Gemeinsam haben wir im vergangenen Jahr Einiges auf die Beine gestellt und können wir in Zukunft noch mehr erreichen.

 

Mit Falknersheil,

 

Berthold Geis

Komtur Hessen