01. Dezember 2016

Aufnahme der deutschen Falknerei durch die UNESCO in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit

Gemeinsame Presseerklärung des Deutschen Falkenordens, des Ordens deutscher Falkoniere und des Verbandes Deutscher Falkner:

Die Falknerei – die Kunst der Jagd mit an den Menschen gewöhnten Greifvögeln auf freies Wild in seinem natürlichen Lebensraum – wurde heute, 1. Dezember 2016, in Addis Abeba (Äthiopien) vom Zwischenstaatlichen Ausschuss der UNESCO für die Erhaltung des immateriellen Kulturerbes neben der Genossenschaftsidee als eine der ersten eingereichten Kulturtechniken Deutschlands von der UNESCO anerkannt.

 

Deutschland hatte das UNESCO-Übereinkommen von 2003 zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes der Menschheit 2013 ratifiziert und die Falknerei zusammen mit 26 weiteren Kulturelementen im ersten Bewerbungsdurchgang 2014 in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Direkt anschließend hat die Bundesregierung sich an dem Antrag mehrerer Staaten zur Erweiterung des multinationalen Eintrags der Falknerei in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit beteiligt, dem nunmehr stattgegeben wurde. Damit ist Deutschland nun erstmalig und nur mit der Falknerei und der Genossenschaftsidee in diesem internationalen Verzeichnis der herausragenden kulturellen Ausdrucksformen vertreten, in dem bisher 336 Kulturelemente aus 105 verschiedenen Staaten verzeichnet sind.

 

Falknerei ist eine einzigartige Mensch-Tier-Beziehung. Sie beruht auf dem Vertrauen des Greifvogels zu seinem Falkner. Die gemeinsame Jagd (genannt Beizjagd) ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Falkner und Vogel, bei der der Greifvogel seinem natürlichen Verhalten des Beutemachens folgt. Als ökologisch selektive und störungsarme Jagdausübung ohne Sicherheitsrisiken ermöglicht sie in Bereichen, in denen Jagd mit der Waffe nicht möglich ist, eine Bejagung – von zum Beispiel überhand nehmenden Wildkaninchen – in Wohnsiedlungen.

 

Auf der ganzen Welt ist diese Jagdart seit Jahrtausenden in ihren Grundzügen unverändert von Generation zu Generation weitergegeben worden und hatte ihren Ursprung wahrscheinlich vor 4.000 bis 5.000 Jahren im zentralasiatischen Steppengürtel. Heute tauschen sich Falkner unterschiedlichster Nationen aus, schließen Freundschaften und knüpfen Kontakte über Kontinente hinweg. Kaum irgendwo sonst werden Unterschiede in Herkunft, Kultur, sozialem Stand und Religion so leicht überwunden wie unter Falknern. Augenblicklich vertritt die IAF als  Internationale Vereinigung für Falknerei und den Erhalt der Greifvögel, der auch die drei großen deutschen Falknerverbände angehören, zehntausende Praktiker weltweit in mehr als 80 Nationen.

 

Bereits 2010 und 2012 wurde daher der Falknerei in insgesamt 13 Staaten die Auszeichnung als in höchstem Maße schützenswertes Kulturgut von Weltrang zuerkannt (Belgien, Frankreich, Katar, Marokko, Mongolei, Österreich, Saudiarabien, Spanien, Südkorea, Syrien, Tschechien, Ungarn und Vereinigte Arabische Emirate). Nun hat Deutschland folgerichtig nachgezogen. Damit erfahren die Falkner auch hierzulande Achtung und Anerkennung für den Erhalt eines uralten Kulturerbes und ihre Erfolge im praktischen Greifvogelschutz der letzten Jahrzehnte.

 

So wäre es ohne die Anstrengungen und das Fachwissen der Falkner der gesamten nördlichen Hemisphäre und besonders Deutschlands nicht so gelungen, den in den 1970er Jahren durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln schon praktisch ausgestorbenen Wanderfalken nicht nur zu retten, sondern ihm durch Zucht und Auswilderung von weit über 1000 Falken in nur wenigen Jahrzehnten wieder zu einer Populationsgröße zu verhelfen, die in vergleichbaren Artenschutzprojekten ihresgleichen sucht.

 

Bis heute haben zahlreiche Projekte an die Erkenntnisse dieser Erfolgsgeschichte angeknüpft. So wurden und werden Mauritius-Turmfalken, Sakerfalken, Bartgeier und Kondore mit falknerischem Know-How nachgezüchtet, artgerecht aufgezogen und überlebensfähig ausgewildert, was ohne die Kenntnis dieser „Kunst“ bereits im Ansatz zum Scheitern verurteilt wäre. Auch ist seit längerem veterinärmedizinisch anerkannt, dass eine erfolgreiche Wiederauswilderung verletzter wilder Greifvögel nach ihrer Rehabilitation nur nach einem Training mit falknerischen Methoden möglich ist, um ein Überleben der Tiere in der Natur zu gewährleisten.

 

Zusammenfassung:

 

Heute, am 1. Dezember 2016, wurde die Falknerei in Deutschland neben der Genossenschaftsidee durch die UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Nach der Ratifizierung des Übereinkommens über das immaterielle Kulturerbe durch die Bundesregierung 2013 sind dies die beiden ersten Anerkennungen auf internationaler Ebene.

 

Falknerei ist eine einzigartige, vertrauensvolle Mensch-Tier-Beziehung, die durch die Jahrtausende lange Geschichte und Weitergabe von Generation zu Generation ein besonderes Fachwissen über Greifvögel geschaffen hat. Die Aufnahme durch die UNESCO in ihre Repräsentative Liste ist eine Anerkennung der Falknerei weltweit und speziell für Deutschland, die vor allem die drei antragstellenden Verbände Deutscher Falkenorden, Orden Deutscher Falkoniere und Verband Deutscher Falkner mit großer Freude erfüllt.

 

Durch den Erhalt des Kulturgutes der praktischen Falknerei auf der ganzen Welt bis in die heutige Zeit konnte und kann dieses Wissen auch für den Erhalt und die Wiederherstellung von Greifvogelbeständen und in der Veterinärmedizin genutzt werden. Der Austausch zwischen Falknern weltweit geht über kulturelle, soziale und religiöse Grenzen hinaus.


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