Pfleglinge Greifvögel und Eulen 2015

06. November 2015

Komturei Hessen hat im Jahr 2015 215 Greifvögel und Eulen als Pfleglinge aufgenommen

 

Die Mitglieder des Landesverbandes Hessen des Ordens Deutscher Falkoniere (ODF) haben auch im Jahr 2015 wieder etliche Greifvögel und Eulen gepflegt. Durch ihre Sach- und Fachkunde sind Falkner in der Lage, kranken, verletzten und verwaisten Vögeln artgerecht zu helfen. In der Komturei Hessen wurden 2015 insgesamt 215 Greifvögel und Eulen aufgenommen, die alle von Verbandsmitgliedern gepflegt, medizinisch versorgt und zum Großteil wieder ausgewildert werden konnten. Da auch Falkner aus anderen Landes- und Falknerverbänden Greifvögel pflegen, kann man diese Zahlen für die Gesamtheit der deutschen Falkner auf ca. 3000 Pflegefälle pro Jahr hochrechnen. Nur wenige Vögel mussten eingeschläfert werden oder überlebten ihre schweren Verletzungen trotz Behandlung nicht. Die Auswilderungsrate beträgt erfreuliche 70%.

 

28 verletzte Greifvögel und Eulen wurden von folgenden Personen aufgenommen und gepflegt:

  • Hans-Uwe Jung
  • Uwe Beuschel
  • Silke Losert
  • Bernd Dietze
  • Kerstin Baldschun
  • Peter Mechtl
  • Monika Klaus
  • Xenia Flaum
  • Andrea Mielke
  • Sascha Passinger

An der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der Uni Gießen arbeiten vier unserer hessischen Komturei-Mitglieder. Dr. Kristina Maier, Luisa Ziegler, Bärbel Nachtigall und unser zweiter Vorsitzender Dominik Fischer betreuten und pflegten in 2015 insgesamt 91 Greifvögel und Eulen im Uniklinikum. In der vom Regierungspräsidium Gießen staatlich anerkannten Greifvogelpflegestation von Berthold Geis in 65606 Villmar-Weyer waren es 42.

 

Insgesamt 54 Eulen und Greifvögel haben Regina und Lutz Rochelmeyer in ihrer Pflegestation in 34323 Malsfeld aufopferungsvoll und zeitaufwändig versorgt. Ein besonders schockierender Fall waren zwei Turmfalken, die durch einen Alkoholiker aus dem Nest der Eltern entnommen und in einem Meerschweinchenkäfig untergebracht wurden, um diese vermeintlich dort besser zu „pflegen“. Lutz Rochelmeyer setzte alles daran, um die beiden daraus zu holen. Zu guter Letzt wurden die Tiere vom Regierungspräsidium mit Hilfe von Veterinäramt und Polizei beschlagnahmt und eine Anzeige wegen Artenschutzvergehen und Tierquälerei gestellt. Leider war das Gefieder der Tiere durch die Käfighaltung bereits total zerstört. Die Tier waren unterernährt, verstört und fehlgeprägt. Zusätzlich gab es für den selbsternannten Greifvogelretter noch einen Führerscheinentzug wegen alkoholisiertem Führen eines Kraftfahrzeugs bei der Kontrolle.

 

Alleine die Mitglieder des ODF Hessen kommen somit 2015 auf zufälligerweise genau 215 gepflegte Greifvögel und Eulen! Ehrenamtlich wurde durch die Falkner teilweise wochenlang Zeit für die Pfleglinge aufgewendet. Die Fahrtkosten sowie die Kosten für Medikamente, Tierärzte und Futter zahlten die Falkner größtenteils selbst. In der Uniklinik übernahm der Verein zur Förderung der Vogelmedizin in Gießen e.V. einen Teil der Unkosten.

 

Grund für die Pflegebedürftigkeit der Tiere waren meist Verletzungen, welche durch Kollision mit Kraftfahrzeugen, Stromleitungen, Stacheldrähten und verspiegelten Flächen (meist Fenstern) entstanden. Durch freilaufende Katzen wurden einige erst kürzlich ausgeflogene Jungvögel gegriffen und verletzt. Hier war die Aufregung bei den Katzenbesitzern häufig groß, wenn ihre „Stubentiger“ die bis dahin lebendigen Vögel mit nach Hause brachten.

 

Auch illegale Greifvogelverfolgung unter Nutzung verbotener Tellereisen, von Giftködern und von Schusswaffen, wurde mit Hilfe von Falknern dokumentiert, aufgeklärt und unterbunden.

 

Im Einzelnen wurden folgende Greifvögel und Eulen vom ODF in Hessen aufgenommen:

Rotmilan  

Schwarzmilan 

Rohrweihe

Mäusebussard

Sperber

Habicht 

Wanderfalke

Baumfalke

Turmfalke

Uhu

Waldkauz

Waldohreule

Schleiereule

Steinkauz

Raufußkauz   

 

Gesamt

9

2

1

65

9

13

4

2

67

7

13

7

12

3     

1

 

215


Aber auch der Laie kann helfen, wenn er einige wenige Regeln beachtet. Lässt sich ein Vogel einfangen, spricht diese Tatsache schon dafür, dass er offensichtlich krank oder verletzt ist. Es sei denn, es handelt sich um einen gerade „flügge“ werdenden Jungvogel, der als sogenannter „Ästling“ noch unbeholfen umherspringt. Diese sind in der Regel nicht hilfsbedürftig, werden von den Elternvögel beobachtet und weiter gefüttert. Man sollte solche Jungvögel kurz auf eventuell vorhandene Verletzungen untersuchen und nachfolgend auf einen erhöhten und geschützten Platz (z. B. Hecke) setzen, wenn sie augenscheinlich gesund sind. Alle Vögel können dabei ruhig mit den Händen angefasst werden, da Elternvögel den menschlichen Geruch nicht wahrnehmen. Sie können durch Überwurf von Jacken oder Decken gefangen werden, wobei man auf die Füße (Fänge) der Tiere achten muss. Eventuell Handschuhe benutzen!

 

Bei verletzten und hilfsbedürftigen Tieren sollte schnellstmöglich ein Tierarzt, ein Falkner, oder der örtliche Jagdpächter verständigt und aufgesucht werden. Eventuell kann auch die nächste Polizeidienststelle Auskunft erteilen, wer zuständig ist oder Hilfe leisten kann. Zum Transport und zur Unterbringung sollte das Tier möglichst in einen glatten, abgedunkelten Karton gesetzt werden, wobei auf eine ausreichend Luftzufuhr über Luftlöcher geachtet werden muss.

 

Nur im Notfall und falls in 1-2 Tagen keine fachliche Hilfe verfügbar ist, kann rohes und nicht gewürztes Kaninchen- oder Geflügelfleisch (Huhn, Pute, Taube, Wachtel) gefüttert werden. Alle heimischen Greifvögel und Eulen sind ausschließlich Fleischfresser. Außer unbehandeltem Fleisch sollte nichts anderes (z. B. Wurst, Katzenfutter oder Fisch) verfüttert werden. Zum Füttern von Jungvögeln können kleine, mit Wasser angefeuchtete Portionen (Greifvögel beziehen ihre Flüssigkeit aus der Nahrung) mit einer Pinzette an den Schnabel gehalten werden. Älteren Tieren sollte man das Futter in den Karton legen, wobei diese dennoch in den ersten 2-3 Tagen meist nichts fressen. Aber auch wenn der Vogel selbstständig fressen sollte, ist das Tier dringend einem Fachmann (z.B. einem Falkner oder einem Tierarzt) vorzustellen, um im Sinne des Tieres Fehler in Pflege und Aufzucht zu vermeiden. Trotz aller Bemühungen und größter Tierliebe werden einzelne Tiere die Wildbahnfähigkeit auf Grund der Schwere ihrer Verletzungen nicht mehr zurückerhalten können. In diesen Fällen ist ein Einschläfern durch den Tierarzt angezeigt und erspart dem Tier ein langes Leiden. Wir wünschen allen hilfswilligen Vogelfreunden viel Erfolg und Glück bei Ihren Bemühungen.

 

Berthold Geis

Komtur Hessen