Kaninchenbeizjagd mit HR 3

03. Februar 2018

„Kanin“! Bertholds Wüstenbussard Sally verfolgt das Kaninchen geschickt und schlägt es! Falknersheil! Das 3-köpfige Team des Hessischen Rundfunks (HR) hat mit der Kamera die wendige Jagd durch das Unterholz verfolgt. Der Kameramann stöhnt. Tieraufnahmen sind schwierig und eine erfolgreiche Jagd ist kaum einzufangen. Die Drei stehen danach bei Berthold und sehen, wie Berthold das Kaninchen erlöst. Etwas blass und verlegen sehen sie und die begleitenden Gäste aus.

 

Das Jagd-Team aus Falkner Berthold Geis und 2 bayerischen Jagd-Gästen wurde um das kurzfristig angekündigte HR3-Team aus Redakteurin, Kameramann und einer O-Ton-Kollegin erweitert. Stefan Ohnesorge und ich sind zur jagdlichen Unterstützung dazugestoßen.

 

Stefans Vogel konnte so kurzfristig (ein Tag vorher angekündigt) nicht in optimaler Jagdkondition sein, aber wir sind tatkräftig dabei, um dem Fernsehteam einen Eindruck über die Beizjagd zu vermitteln. Die Vögel sind unruhig, da die Kamera oftmals sehr nahe an ihnen ist und der Windpuschel für die Tonaufnahme immer irgendwo über Ihnen an einer Stange gehalten wird. Heute geht alles sehr viel langsamer. Berthold führt die Truppe, positioniert in Absprache mit dem Kameramann nach den richtigen Licht- und Jagdverhältnissen. Für die „Hessenschau“ im Vorabendprogramm des HR um 19.30 Uhr sind ca. 3 min Film geplant und dafür braucht das Filmteam ziemlich viel Material.

 

Die Frettchen wecken beim Filmteam Interesse. Berthold erklärt die Zusammenarbeit zwischen Falkner, Frettchen und den Jagdvögeln. Im nächsten Bau bleibt Bertholds bestes Frettchen länger unter Tage. Die Fähe zeigt sich nicht und wir ahnen, dass es jetzt länger dauern wird. Ich warte weiter an diesem Bau mit Bertholds Harris-Terzel Harry vergeblich auf sein oder das Erscheinen eines Kanin, während am Nachbarbau wieder ein Kaninchen gesprengt wird und Stefans Harris-Weib unmotiviert hinterherfliegt. Das Kaninchen rettet sich in den nächsten Bau. Da wir Material für den Film benötigen und das verschwundene Frettchen nicht auftaucht, bleibt Stefan beim Bau zurück und Berthold zieht mit den Gästen für mehr Filmmaterial weiter.

 

Jetzt werden die Gäste kurz interviewt was sie an der Beizjagd interessiert. Das Statement ist leider nicht gelungen, da „Laie“ den Unterschied zwischen Bussarden und Falken nicht kennt. Mehrfach spricht man von den Falken und die Redakteurin nimmt die Korrektur von uns zur Kenntnis. Wir erläutern im Anschluss die unterschiedliche Jagdweise und -beute der Vögel vom hohen und niederen Flug, den Falken und Bussarden.

 

Wieder einige Bauten, diesmal ohne Kaninchen und endlich der erlösende Anruf von Stefan, dass das vermisste Frettchen wohlbehalten aufgenommen werden konnte. Das Interesse des Filmteams ist groß und Stefan wird gleich interviewt, als er sich uns wieder anschließt. Danach wird auch Berthold an die Seite genommen und ausführlich interviewt.

 

Aufgrund weniger Flüge wird auf dem Rückweg entschieden, dass ein Flug auf meine Faust aufgenommen werden soll. Harry wird fotogen auf einen hohen Stein gesetzt und meine Faust im richtigem Abstand vor der Kamera positioniert.

 

Dass ein Jagdvogel sich erst einmal nach unten fallen lässt und sich dann hoch schwingt, kam für den Kameramann überraschend. Weiterhin versucht der Kameramann Harry ins Bild zu bekommen. Der sitzt aber „mantelnd“ auf meiner Faust auf der dargebotenen Atzung und zeigt der Kamera seinen schönen Rücken.

 

Wir wiederholen den Flug. Eine tolle Übung, da ich als Falknerin ohne aufgestellten Vogel wenig praktische Erfahrung beim Festmachen des Vogels auf der Faust habe. Wie nehme ich das Kurz-Geschüh auf, mache den Vogel am Handschuh fest und lasse dabei die dargereichte Atzung gleichzeitig verschwinden? Es sieht bei den erfahrenen Falknern doch so einfach aus!

 

Ich kämpfe immer noch und es wird filmisch festgehalten, autsch! Nach dem dritten Anflug übernimmt Berthold Harry wieder und ich ahne, dass die zukünftige Zusammenarbeit mit Harry und mir nicht leichter wird. Wüstenbussarde oder auch Harris-Hawks sind intelligent und können sich so Einiges merken.

 

Jetzt ist Zeit für unsere Pause. Die Vögel werden auf Block und Sprenkel abgestellt und wir picknicken zünftig. Das Gespräch dreht sich um Jagdauflagen, Naturschutz, Ethik und Verantwortung.

 

Die Redakteurin interviewt die Gäste, ob ihnen die Kaninchen nicht leid tun? Die erste Antwort wird nicht aufgenommen, da der Akku leer ist. Wir unterhalten uns über Leben und Tod, fressen und gefressen werden. Die Kamera ist wieder einsatzfähig und die Frage nach den Kaninchen wird wiederholt. Die Antwort fällt diesmal differenzierter aus.

 

Das nette Fernsehteam verabschiedet sich, nachdem genügend Material gesammelt war. Ich frage mich jetzt, welche Filmbotschaft das HR-Team in der kurzen Zeit mitgenommen hat. Schade, dass nicht gefragt wurd,e warum Menschen Falkner werden (oder werden wollen) und wie sich die Falknerei in unserer Zeit umsetzen lässt? Wie sich die faszinierende Zusammen- und aufwendige Vorarbeit für die Beizjagd zwischen Falkner und Vogel entwickelt. Leider auch keine Frage, wie schwierig es ist, neben Beruf, fehlenden Revieren und rechtlichen Vorgaben, die Kunst der Falknerei als eine Jahrtausende alte Tradition an Folgegenerationen weiterzugeben. Wir haben im Revier dann ohne Fernsehteam noch einige Baue frettiert und einige Kanin zum Springen gebracht, leider waren die Vögel in der Kondition etwas zu hoch wegen der geringen Vorbereitungszeit und hatten nicht richtig ernst gemacht. Am darauf folgenden Wochenende sah das ganz anders aus. Aber das wird ein anderer Bericht werden.

 

Schon am Montag erhielt ich die filmreife Whats-App Nachricht von einer guten Freundin, übrigens Cutterin beim HR. „Hihi, ich schneide heute die Hasenjagd“. Meine Antwort: “Kaninchenjagd!“ Ja, es gibt noch viel zu tun….

 

Der Fernsehbericht ist in der Mediathek des HR3 in der „Hessenschau“ vom 13.02.2018 zu finden, Start etwa bei 23:15 Min.  

 

Susanne Minneker

Komturei Hessen