Der Jagdklub St. Hubertus Bergstrasse-Heppenheim hat im Mai 2017 den Landesjägertag in Lorsch ausgerichtet. Mit einem großen Helfer-Team seiner Jagd- und Vereinskollegen hat der 1. Vorsitzende Udo Pfeil ein umfangreiches Programm mit diversen Ausstellungen und Themenpunkten vor dem Ambiente des Klosters Lorsch für Besucher geschaffen.
Fischer, Imker, Förster, Hundeführer, Falkner und Jäger standen Samstag und Sonntag rund um die Nibelungenhalle und die Klosterwiese kompetent zum Thema „Jagd“ für die zahlreichen Fragen der Besucher mit ihren liebevoll ausgestatteten Infoständen zur Verfügung. Jagdhunde bei der Arbeit, eine gestellte Nachsuche mit Polizei/Jägern bei einem Wildunfall, Kitzrettung mit Hektocopter, Wärmebalken sowie Vorführungen von Greifvögeln fanden reges und teils staunendes Interesse bei den Besuchern. Für das leibliche Wohl gab es überaus schmackhafte Wildfleischprodukte.
Der Deutsche Falkenorden (DFO) und der Orden Deutscher Falkoniere (ODF) hatten verbandsübergreifend einen gemeinsamen Infostand zum Thema Falknerei durch Angelo Cammilleri (DFO), Simone und Milena Wohlfahrt (ODF) sowie Berthold Geis (ODF/DFO) gestaltet.
Wir hatten auch reichlich mit dem Andrang der Besucher und Kinder zu „kämpfen“. Die Themen Beizjagd, Falknerausbildung und -prüfung, Frettchen, Greifvogelschutz und -pflege fanden interessierte Zuhörer. Nach dem anfänglichen Sonnenschein des Tages kam Sonntag kurz ein Gewitter nieder. Unter unserem Zeltdach suchten einige Besucher Schutz und auch mit Regenschirmen standen welche an unserem Stand. Wie so ein „Greifvogel-Schutz“ aussehen kann, konnte dann gleich in einem praktischen Beispiel gezeigt werden. Eine gerade ausgeflogene Kohlmeise landete völlig durchnässt auf dem Regenschirm eines an unserem Stand stehenden Besuchers und konnte erschöpft nicht mehr weiterfliegen. Florentine (8, „Floh“) Tochter von Udo Pfeil, die es sich nicht nehmen ließ, mit an unserem Stand zu helfen (Flyer verteilen, Fragen zur Jagd und den Greifvögeln zu beantworten), nahm sich der Meise gleich Hilfe stellend unter unserer Anleitung an. Nachdem diese eine halbe Stunde lang in ihren kleinen Kinderhänden aufgewärmt wurde, kam sie zur weiteren Trocknung in eine kleine Transportbox in meine Jacke. Nach einer Stunde war sie wieder völlig fit, der Regen hatte aufgehört und „Floh“ konnte sie nach draußen in einen Busch setzen, von wo sie auch gleich wieder zu ihren lärmenden Geschwistern flog. Ohne die Soforthilfe von Florentine hätte sie den Regenguss sicher nicht überlebt.
Am Sonntag war unser Stand regelrecht von Besuchern belagert, die sich hier über das Kulturerbe Falknerei informierten. Das „Mal- und Zeichenbuch“ des DFOs (Bernd Pöppelmann) mit Greifvogelmotiven wurde allgemein bestaunt und als gelungen bezeichnet und etliches weitere Infomaterial zur Falknerei wurde durch uns verteilt. Einmal einen Greifvogel oder Eule auf dem Handschuh halten, diese Gelegenheit hatte man auch nicht alle Tage. Natürlich ging das nur mit entsprechend daran gewöhnten Vögeln.
Junge Schleiereulen konnten mit einer Pinzette von den Kinder gefüttert werden und so hatte man auch gleich Gelegenheit, etwas über ihre Jagdmethoden, Gefährdung, Beutetiere und Atzung zu erfahren. Wie sieht eigentlich das Herz einer Taube oder das Innenleben eines Eintagsküken aus? Nun, hier konnte man es sehen und praktisch erleben, mit ein wenig Einfühlungsvermögen und Aufklärung verstehen das auch schon Kinder. „Ich will auch ein Herz füttern“, kam dann öfter mal als Zwischenruf eines Kindes und die Aufklärung, das jedes Lebewesen nur ein Herz hat und man danach auf was Anderes ausweichen muss, wie die Leber, Muskelfleisch oder einen kleinen Hähnchenschenkel zur Atzung der Schleiereulen.
Mit zwei Harris-Hawks wurde danach mit Hilfe von „Floh“ und dem 5-jährigen Nils Cammilleri einige Beireitübungen zur Faust praktiziert. Danach zeigte ein Drahthaar einen „befahrenen Kaninchenbau“ an. Kaum war das Frettchen in diesen (verblendete Kunststoffröhre) eingeschlieft, sprang auch schon ein Kaninchen (Kunstbalg) an einer langen Schnur von Angelo über die Wiese gezogen heraus und die Harris jagten es aus einem hohen Baum aus im Freiflug an und banden es. So konnte die „Beizjagd“ mit einigen Erklärungen dazu demonstriert werden. Für ihre tatkräftige Mithilfe dabei, wurden Floh und Nils dann, nach überzeugender Meinung der Zuschauer, von uns zu „Hilfsfalknern“ ernannt, was mit einer entsprechenden Urkunde auch gewürdigt wurde.
Alles in allem anstrengende Tage, aber ich denke hier wurde wieder einmal sehr gute Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu allen Facetten der Jagd von den Jägern vom Jagdklub St. Hubertus Bergstrasse- Heppenheim betrieben.
Berthold Geis
Komtur Hessen