Mäusebussard in Angelschnur verfangen

veröffentlicht 19. März 2018

Wie so oft traf mich auch dieser Anruf wieder völlig unvorbereitet, ich war auf der ODF Ordensratsitzung bei Münster, 250 km von zu Hause entfernt. Jagdpächter Klaus Ahlborn/Aumenau rief mich an und berichtete von einem Mäusebussard, der sich in einer Angelschnur völlig verfangen hatte. Sein Mitjäger Fred Höchst hatte den Mäusebussard entdeckt, der zu allem Überfluss auch noch frei in einem Baum hängend über dem Fluß „Lahn“ festhing. Die Schnur war mehrfach in den Zweigen und in dem Gefieder des Mäusebussards verwickelt. 2-3 m vom Ufer entfernt hing er in einer Weide über dem Wasser und wurde von dem momentan eiskalten Ostwind wie ein Luftballon auffällig hin und her geschaukelt, dadurch wurde er auch von Herrn Höchst entdeckt. Nun, ich war zu weit entfernt und konnte nicht helfen, so mussten die beiden das alleine stemmen. Herr Ahlborn holte also einen Astschneider mit einer Teleskopstange, die Weidenzweige wurden abgeschnitten und vorsichtig, damit er nicht in die Lahn fiel, wurde der Bussard so zunächst aus dem Baum befreit und erst mal in einen mitgebrachten Karton verstaut.

 

Wie der Bussard das geschafft hatte, wird wohl immer ein Rätsel bleiben, ob am Boden oder erst im Geäst, ist auch nebensächlich. Nicht in Ordnung ist, dass die Schnur, vermutlich von einem Angler stammend, einfach so liegengelassen wurde, vergessen, aus Versehen, abgerissen? Ich gehe auch nicht davon aus, dass das bewusst gemacht wurde, aber man kann sehen, was so was alles anrichten kann. Auch der achtlos weggeworfene Zivilaktionsmüll, den man allerorten finden kann, ist eine große Verletzungsgefahr für alle heimischen Wildtiere, verschandelt die Umwelt und zeugt nicht gerade von einer geistigen Reife der Verursacher.


Beide transportierten den Mäusebussard (männlich, Jungvogel von 2017) so zu mir nach Hause. Meine „bessere Hälfte“ Tina, ebenfalls Falknerin, war natürlich ebenfalls nicht darauf vorbereitet, kam gerade aus der Dusche und zog sich schnell was über ("Schatz, ich hatte noch nasse Haare!"). Zu dritt und mit Hilfe einer Schere wurde der Mäusebussard von seinen vielen Fesseln befreit. Er wäre elendig gestorben, wenn er nicht rechtzeitig gefunden worden wäre, von Menschen, denen sein Schicksal nicht egal war und die sich kümmern und Hilfe holten. Der Bussard erholt sich erst mal die nächsten Tage in meiner staatlich anerkannten Pflegestation für Greifvögel und Eulen und dank der schnellen Hilfe der beiden Jäger kann er die nächsten Tage wieder in Freiheit entlassen werden.

 

Vielen Dank an Klaus Ahlborn und Fred Höchst, die Zeit und Arbeit aufgewendet haben, um das Leben des Mäusebussards zu retten.

 

Berthold Geis