Meine Frau und ich sind Mitglied in einer Obstanlage, in der heimische Obstsorten zum Eigenbedarf angebaut werden. Da der Baumbestand sehr alt und auch teilweise große Lücken in den Reihen aufwies, haben wir in den letzten drei Jahren neue Bäume auch zur Lebensraumverbesserung gesetzt. Unsere Freude wurde in den letzten beiden Jahren insbesondere in den Wintermonaten stets getrübt, weil wir einen sehr hohen Verbiss durch Hasen hatten. Verbiss durch Rehe konnte ausgeschlossen werden, da um die Anlage ein Zaun existiert, der von Rehen nicht überwunden werden kann.
Durch kleinere Lücken im Zaun wechseln jedoch Hasen in die Obstanlage, weil sie einem Nachstellen durch freilaufende Hunde so entkommen können und hier auch Äsung finden. Ein Refugium für Hasen, nur die Verbissschäden durch diese nahmen ein Ausmaß an, das nicht mehr tolerierbar war. Weiterhin haben wir dort sehr viele Mäuse wie man an den „Mäuserennbahnen“ in der Grasnabe sehen kann.
Eine Bejagung der Hasen war nicht vorgesehen, da das Niederwild ohnehin wie überall rar geworden ist. Folglich entschlossen wir uns, zum Schutz der jungen Obstbäume Julen für Greifvögel und Eulen aufzustellen. Wie von uns beobachtet wurde, kommen hier auch Habichte, Turmfalken, Mäusebussarde und gelegentlich Wanderfalken vor. Primär erhoffte ich mir einen vergrämenden Effekt auf die Hasen. Sekundär sollten die Greifvogeljulen eine Ansitzeinrichtung schaffen damit die Greife sich dort sichtbar aufhalten können. Tertiär sollen die Julen die Bejagung der Mäuse erleichtern und den Lebensraum der Greifvögel und möglicherweise vorkommender Eulen verbessern.
Die Julen wurden am 07.10.2020 vorbereitet. Da diese über 4,50 m lang sind können sie erst vor Ort komplett montiert werden Mein Jagdfreund Joachim hat bei der Aufstellung und der Montage der Holzjulen geholfen und wir haben drei Stück in der Nähe der Jungbäume aufgestellt.
Bei der Kontrolle der Julen und der Bäume am 08.11.2020 konnte ich den Schmelz von Greifvögeln direkt darunter nachweisen. Bei mehreren Kontrollen, die letzte am 14.02.2021, konnte kein weiterer Verbiss mehr festgestellt werden. Da einige Tage vor der letzten Kontrolle strenger Frost und auch Schnee lag, wären die Obstbäume für die Hasen gut erreichbar gewesen um sich Äsung zu verschaffen. Leider ist es uns bisher nicht gelungen einen Vogel auf der Jule abzulichten, jedoch spricht der bisherige Erfolg für die Maßnahme.
Holger Jordan