Start Falknerkurs 2025 in Hessen

28. Mai - 01. Juni 2025

"Alles neu macht der Mai"

 

Text: Annette C. Borngräber

Fotos: Tanja Schorlemer und Jessica Hölscher

 

„Alles neu macht der Mai“ heißt es im bekannten alten deutschen Volkslied von Hermann Adam von Kamp von 1818. Für den diesjährigen Falknerkurs in Hessen, der am 28. Mai startete, passt es gut, wenn man „alles“ durch „einiges“ ersetzt. Der Kurs wartete mit einigen interessanten Neuerungen für die künftigen Falknerinnen und Falkner auf. So fand der Kurs erstmals im Wildpark Alte Fasanerie in Hanau Klein-Auheim statt, einem Rahmen, der für diesen Zweck nicht schöner und passender hätte gewählt werden können. Der Schulungsraum im sogenannten Gerhard-Schulz-Haus, benannt nach dem ehemaligen Seligenstädter Forstamtsleiter und Wegbereiter der „Alten Fasanerie“, bildete den passenden Rahmen für die fünftägige Veranstaltung.

 

Das Gehege geht auf die im Jahr 1705 von Erzbischof Lothar Franz von Schönborn geschaffene Fasanerie zurück. Heute umfasst die Anlage 107 Hektar und beherbergt rund 35 mittel- und nordeuropäische Wildtierarten mit 350 Exemplaren, darunter größere Arten wie Wolf, Luchs, Rotwild, Wisent. In kleineren Gehegen sind Fischotter, Marderhund, Waschbär, Wildkatze, Fuchs, Dachs, Frettchen und Steinmarder zu finden. Vogelvolieren beherbergen Gold-, Silber- und Jagdfasan, Uhu, Schneeeule, Krähe und Kolkrabe.  

 

Auf dem Gelände befindet sich zudem eine Falknerei, die regelmäßig Flugvorführungen  veranstaltet.

 

Die von den Landesverbänden DFO und ODF gemeinsam durchgeführte Falknerausbildung geht mittlerweile ins zehnte Jahr. Trotz des hohen Anspruchs und des intensiven Lernumfangs ist der fünftägige Präsenzkurs in Hessen sehr gefragt. Die diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus ganz Hessen sowie den  Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.

Steckte in früheren Zeiten im Falknerhandschuh fast immer eine Männerhand, so ist der Handschuh mittlerweile auch in kleineren Größen zu erwerben. Die Falknerei ist weiblicher geworden, wie auch die Anmeldestatistiken der vergangenen Kurse belegen.

 

2025: 8 Frauen und 9 Männer

2024: 9 Frauen und 5 Männer

2023: 10 Frauen und 7 Männer

 

Die hessischen Ausbildungsschwerpunkte zeichnet der hohe Praxisbezug aus und die Konzentration auf weitestgehend falknerische Themen und Inhalte. So wird es fünf weitere Praxistage an unterschiedlichen Orten geben, um die erworbenen Kenntnisse zu wiederholen und zu festigen. Hierbei setzen die beiden Verbände auf Kontinuität und Erfahrung und die Wissensvermittlung durch erfahrene Falknerinnen und Falkner, die mit rund 180 Jahren Falknerpraxis aufwarten können. 

 

So widmete sich der erste Tag von 10 Uhr bis in die Abendstunden der unerschöpflichen  „Greifvogelkunde“, erstmalig ebenfalls unter neuer Vortragsregie. Christian Wick, Inhaber der Falknerei Falkenhof auf dem Großen Feldberg im Taunus, tritt die Nachfolge von  Hauke Schormair an, der dieses Thema viele Jahre unter seinen bewährten Fittichen hatte und darüber hinaus die Organisation des Falknerkurses verantwortete.

Der zweite Tag stand vormittags unter dem vielleicht wichtigsten, aber schweren Thema „Greifvogelmedizin“, zu dem Dr. Kristina Maier-Sam, Vorstandsmitglied DFO-Landesverband und Fachtierärztin an der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische der Justus-Liebig-Universität Gießen, referierte.

Nachmittags gab es eine mentale Verschnaufpause für die Falkner-Anwärter mit dem Vortrag von Kai Siebert, DFO-Landesvorsitzender, der die Beizjagd mit Habicht und Hund vorstellte sowie im Wesentlichen Aufzucht, Abtragen und die verschiedenen Jagdarten mit dem Habicht.

Kai Siebert zeigte, wie "einfach" die hohe Kunst der Beizjagd mit Habicht und Hund sein kann.

Der dritte Tag war komplett dem „Recht“ gewidmet, dem sich Matthias Beck, praktizierender Falkner und Hauptkommissar bei der Kripo, verschrieben hat. Es ist vielleicht das undankbarste Thema, weil umfangreich und trocken – und doch ein Muss für alle, die Falknerin und Falkner werden wollen. Matthias Beck macht stets das Beste daraus und versuchte anhand von vielen Praxisbeispielen, den nicht leicht zugänglichen Stoff etwas „verdaulicher“ zu gestalten.     

Karin Spellucci und Ulrich Goldbach, beide im Vorstand des DFO-Landesverbands, gestalteten den vierten Tag mit spannender Jagd mit Harris, Adler und Frettchen sowie  der anspruchsvollen und wichtigen Thematik Haltung, Pflege und Aufzucht.

Der fünfte und letzte Tag steht stets ganz im Zeichen des Falken. Thomas Schneider und Thomas Aust, letzterer Vorstandmitglied im DFO-Landesverband, zeigten, was mit Wanderfalken alles möglich ist. Anhand von Videos bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Vorstellung, welche Schnelligkeit, Kraft und Flugkunst im Falken (Wanderfalken) stecken und welche Jagdformate mit ihm möglich sind. Darüber hinaus wurde die Rolle und Anwendung der Telemetrie-Technik für Beizvögel erläutert, insbesondere beim Vogel des Hohen Flugs wie dem Falken. Auch zeigten die beiden Falkner Trainingsgeräte, mit denen der Hochleistungssportler Falke fit gehalten wird.    

Weitere zeitgemäße Neuerungen für diesen Kurs und künftige Kurse bildeten mehrere  Rollbanner mit Abbildungen und Kurzbeschreibungen der wichtigsten Greifvögel, Eulen und Käuze. Des Weiteren gab es für alle Teilnehmenden Giveaways in Form der kleinen Broschüre  „Unsere Beizvögel“ im handlichen Postkartenformat, einen USB-Stick mit Falkner-Videos, ein Quiz zum aktuellen Haltegutachten, eine Langfessel mit Drahle, eine Tinnunculus-Ausgabe, ein ODF-Jahresheft.   

Ein großes Dankeschön geht an die Referentinnen und Referenten, den ODF und DFO sowie an das Orgateam Tanja Schorlemer und Katrin Junker für die tolle Organisation. Den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern wünschen wir gutes Gelingen beim Lernen in den nächsten drei Monaten und viel Erfolg bei der Prüfung im September.  

 

Annette C. Borngräber